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MELDUNG/203: Felix Sturm bekommt es mit Giovanni Lorenzo zu tun (SB)



Nach mühsamer Suche anspruchsvollen Herausforderer verpflichtet

Weltmeister Felix Sturm verteidigt den Titel des Superchampions der World Boxing Association (WBA) am 4. September in Köln gegen Giovanni Lorenzo aus der Dominikanischen Republik. Ursprünglich war der Mexikaner Marco Antonio Rubio als Gegner im Gespräch, dann kursierten die Namen weiterer prominenter Boxer des Mittelgewichts. Wie das Management des Leverkuseners mitteilte, ist inzwischen der unterschriebene Vertrag für den Lorenzo-Kampf in Köln eingegangen.

Für den 31jährigen Sturm ist es der erste Kampf in Eigenregie. Anfang Juli hatte er sich vor dem Hamburger Landgericht mit der Universum Box-Promotion auf eine Vertragsauflösung geeinigt und dafür eine Abfindung von rund einer Million Euro gezahlt. Bei seinem kommenden Auftritt wird er von Fritz Sdunek betreut, der auch in der Ecke Vitali Klitschkos steht. Für die Übertragung aus der Lanxess-Arena sorgt der Fernsehsender Sat.1.

Die Verpflichtung eines geeigneten Herausforderers gestaltete sich schwierig, obwohl ein Titel auf dem Spiel steht und man Sturm zufolge eine lukrative Börse bot. Sein Manager Roland Bebak berichtet von weit verbreiteten Vorbehalten, da Deutschland im Ruf steht, einheimische Boxer mit dubiosen Punktwertungen zu bevorteilen. Wenngleich man dasselbe auch von anderen Ländern sagen kann und Felix Sturm selbst seinerzeit im Kampf gegen Oscar de la Hoya um den verdienten Punktsieg gebracht wurde, hat sich diese negative Einschätzung vor allem in den USA durchgesetzt.

Als problematisch erwies sich zudem das verworrene Geflecht von Managern, Promotern und Beratern, die direkte und verbindliche Verhandlungen so gut wie unmöglich machten. Gegebene Zusagen wurden zurückgezogen, Verträge nicht unterzeichnet, Fristen nicht eingehalten, Zuständigkeiten bestritten und Gerüchte verbreitet. Am Ende war man im Lager Felix Sturms erleichtert, auch diese Hürde genommen und einen attraktiven Gegner gefunden zu haben.

Der 29jährige Lorenzo hatte bereits im September 2009 in Deutschland um einen Titel geboxt. In dem mit 5.000 Zuschauern ausverkauften Jahnsportforum in Neubrandenburg verlor er damals den Kampf um den vakanten IBF-Gürtel im Mittelgewicht knapp mit 1:2-Punktrichterstimmen gegen Sebastian Sylvester. Der Greifswalder hatte zunächst Mühe, sich auf den Gegner einzustellen, und gab die ersten Runden an Lorenzo ab. Im vierten Durchgang gewann er jedoch die Oberhand und setzte seine Kampfesweise in der Folge taktisch diszipliniert durch, so daß er am Ende verdient gewann.

Der in New York lebende Herausforderer verzichtet auf einen erneuten Ausscheidungskampf der IBF und zieht den direkten Titelkampf gegen Felix Sturm vor. Er dankte dem Leverkusener für diese Chance und kündigte zugleich an, daß der Weltmeister diese Entscheidung bereuen werde. Aus seinem ersten Kampf in Deutschland habe er vor allem eines gelernt: Er werde die Entscheidung nicht den Punktrichtern überlassen und den Champion in dessen eigenem Wohnzimmer ausknocken.

Da Giovanni Lorenzo von seinen 29 Siegen 21 vorzeitig erzielt hat, ist seine Prognose nicht ganz aus der Luft gegriffen. Von der Niederlage gegen Sylvester abgesehen hat er nur gegen Ex-Weltmeister Raul Marquez aus Mexiko verloren, wobei auch dies eine knappe Entscheidung nach Punkten war. Seit dem Kampf in Neubrandenburg hat er zwei K.o.-Siege gefeiert und sich in der unabhängigen Weltrangliste bei boxrec.com auf den elften Rang vorgearbeitet.

29. Juli 2010