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MELDUNG/192: Kampf abgebrochen - Susianna Kentikian behält ihre Titel (SB)



Blutende Kopfwunde erzwang Abbruch ohne Wertung

In der Sport- und Kongreßhalle Schwerin hat Susianna Kentikian die Titel der Verbände WBA, WBO und WIBF im Fliegengewicht verteidigt, wobei die Umstände außergewöhnlich und die Zuschauer tief enttäuscht waren. Nach der verletzungsbedingten Absage Jürgen Brähmers und der Niederlage Alexander Alexejews hofften die Zuschauer, durch einen spannenden und hochklassigen Kampf der Hamburgerin gegen Arely Mucino entschädigt zu werden. Die Kontrahentinnen stießen jedoch in der dritten Runde unabsichtlich mit den Köpfen zusammen, wodurch sich die 22 Jahre alte Weltmeisterin eine stark blutende Wunde oberhalb der Stirn zuzog, die einen frühen Abbruch erzwang.

Die mexikanische Herausforderin ging vor 3.500 Zuschauern von der ersten Sekunde an beherzt zu Werke und machte ihrem martialischen Kampfnamen Ametralladora (Maschinengewehr) alle Ehre, indem sie Salven auf die Titelverteidigerin abfeuerte. Diese hatte zunächst sichtliche Probleme mit den wilden Attacken ihrer Gegnerin, konnte aber im zweiten Durchgang ihre geringere Reichweite durch schnelle Angriffe wettmachen, so daß ein packender Kampfverlauf in Aussicht stand. Zu Beginn der dritten kam jedoch nach dem Kopfstoß bereits das jähe Ende.

Ringrichter Joe Cortez brach den Kampf nach Rücksprache mit Ringarzt Dr. Christoph Götz vorzeitig ab, da die Beeinträchtigung zu groß war. Weil der unabsichtlicher Kopfstoß vor der vierten Runde stattgefunden hatte, wurde der Kampf dem Reglement entsprechend ohne Wertung eingestuft. Die drei Gürtel blieben dadurch im Besitz der Hamburgerin. "Der Kampf wird nicht gewertet, weil drei Verbände beteiligt sind. Wäre nur ein Verband beteiligt, wäre es ein technisches Unentschieden", erklärte Cortez.

Nach Angaben Christoph Götzs sieht das Regelwerk vor, daß ein Ringarzt nicht behandeln darf. Der Ringrichter habe seine Empfehlung aufgenommen, da sich die Boxerin angesichts eines derart starken Blutflusses nicht verteidigen konnte. Die Rißwunde sei drei bis vier Zentimeter lang, gehe aber tief durch die Kopfhaut, woher die starke Blutung rühre. Die Wunde wurde anschließend mit drei Stichen genäht.

Wie Susianna Kentikian berichtete, sei sie etwas schlecht in die erste Runde gekommen. "Dann lief es endlich und ich hatte mich gut eingestellt, da ist es passiert. Es ging ja ganz schnell. Plötzlich habe ich gemerkt, daß ich stark blute. Aber das kann passieren. Ich bin sehr traurig, denn ich war gerade richtig warm und dann war alles schon wieder vorbei. Ich bin sehr unzufrieden. Es tut mir leid für die Fans. Und ich hatte mich sehr hart vorbereitet. Dann möchte man auch etwas zeigen. Aber das kann im Boxen leider einfach passieren. Ich möchte jetzt aber erstmal den Rückkampf gegen Raoui und dann den Kampf gegen Arely. Oder Raoui boxt gegen Arely und die Gewinnerin boxt gegen mich." Die Hamburgerin hatte ihren letzten Kampf gegen Nadia Raoui aus Herne umstritten nach Punkten gewonnen und dieser eine Revanche zugesichert.

Trainer Schaburow sah eine sehr wilde erste Runde der Mexikanerin, worauf seine Boxerin jedoch bereits im folgenden Durchgang besser in den Kampf gekommen sei und seiner Einschätzung nach im weiteren Verlauf klar dominiert hätte.

Arely Mucino war natürlich sehr unglücklich über dieses Ende, gab aber ihrer Gegnerin keine Schuld. Es sei eben einfach Pech gewesen. Da Susi eine große Championesse sei, hoffe sie auf einen Rückkampf, in dem sie ihr gesamtes Repertoire zeigen könne. Die Mexikanerin bedankte sich für die tolle Unterstützung in Deutschland und versicherte, sie werde auch beim nächsten Mal in Bestform antreten.


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Alexander Alexejew unterliegt Denis Lebedew

Cruisergewichtler Alexander Alexejew aus dem Universum-Boxstall hat die Chance auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft abermals verpaßt. Der in Hamburg lebende Russe verlor den Ausscheidungskampf gegen seinen Landsmann Denis Lebedew durch K.o. nach 2:43 Minuten der zweiten Runde.

Im Duell der beiden führenden Boxer in der Rangliste der WBO brachte Lebedew bereits in der ersten Runde mit der Linken klare Treffer ins Ziel und entschied diesen Durchgang für sich. In der zweiten Runde schien sein Gegner ein besseres Gefühl für die Distanz bekommen zu haben, als ihn wie aus dem Nichts eine cross geschlagene Linke Lebedews genau auf die Schläfe traf und zu Boden schickte. Der schwer angeschlagene Alexejew kam nicht mehr rechtzeitig auf die Beine und wurde ausgezählt.

Es war Lebedews 21. Sieg im 21. Kampf und der 16. K.o. seiner Profikarriere. Der 31 Jahre alte Sieger ist nun Pflichtherausforderer des WBO-Weltmeisters Marco Huck aus dem Sauerland-Boxstall. Der 29jährige Alexejew, der schon im Januar 2009 einen Kampf um die Interimsweltmeisterschaft verloren hatte, muß sich nun wieder hinten anstellen und steht möglicherweise sogar vor dem Karriereende.

Alexander Alexejew entschuldigte sich nach der Niederlage für seinen schlechten Auftritt und suchte die Schuld allein bei sich: "Ich habe den Schlag einfach nicht gesehen. Ich habe verloren. Denis war einfach besser. Ich weiß noch nicht wie es mit mir weitergeht. Ich werde mir Zeit nehmen und mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Ich war einfach nicht gut. Ich habe zu viele Fehler gemacht."

"Die erste Runde hat er verschlafen und die zweite Runde war das Ende", zog Trainer Magomed Schaburow Bilanz. "Wir waren fit und gut vorbereitet. Eigentlich war alles perfekt. Aber das ist in diesen hohen Klassen so: Einmal nicht aufgepaßt und man liegt am Boden."

Universum-Vize Dietmar Poszwa sprach von einem karriereentscheidenden Kampf für beide Boxer. Trotz guter Vorbereitung sei die Sache leider komplett nach hinten losgegangen. Sascha habe von Anfang an nicht in den Kampf gefunden und schon in der ersten Runde schwere Treffer eingesteckt. Lebedew habe hingegen eine ausgezeichnete Leistung geboten - man wünsche ihm viel Glück für die Zukunft.

18. Juli 2010