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MELDUNG/183: Von Sommerflaute keine Spur - Schuften trotz der Hitzewelle (SB)



Alexander Powetkin trainiert derzeit an der Ostküste der USA

Wenn die Temperaturen auf hochsommerliche Werte steigen, erweist sich die anhaltende Hitze mitunter als härtester Gegner jener Boxer, die von Urlaub am Strand allenfalls träumen können, weil sie sich gerade auf ihre nächsten Auftritte vorbereiten. Die beiden großen deutschen Boxställe schicken in den kommenden Wochen Akteure in den Ring, so daß von einer Sommerflaute in der Branche keine Rede sein kann.

Für Alexander Powetkin wird es erst im September ernst, wobei der genaue Termin seines langersehnten Kampfs gegen Wladimir Klitschko in Kürze bekanntgegeben werden soll. Der Weltmeister der Verbände IBF, WBO und IBO verteidigt seine Titel im Frankfurter Stadion erneut vor einer gewaltigen Kulisse gegen den russischen Pflichtherausforderer der IBF, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht. Zuletzt hatte der 30jährige aus Tschechow bei Moskau am 13. März in der Berliner Max-Schmeling-Halle Javier Mora in der fünften Runde besiegt.

Inzwischen bereitet er sich in Red Bank im US-Bundesstaat New Jersey auf den Kampf gegen Klitschko vor, wo der renommierte Trainer Teddy Atlas einen aussichtsreichen Titelaspiranten aus ihm machen will. Er hoffe sehr, besser als je zuvor auf einen Kampf vorbereitet zu sein, berichtet der Olympiasieger des Jahres 2004. Gönnt ihm Atlas am Wochenende einen freien Tag, nutzt Powetkin gern die Gelegenheit zu einem kleinen Ausflug ans nahegelegene Meer, um sich Abkühlung zu verschaffen und auf andere Gedanken zu kommen. Noch liegen Wochen harter Arbeit vor ihm, die er ab Anfang August wieder in Europa fortsetzen wird.


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Huck und Wegner schreckt die Hitzewelle nicht

Bei Marco Huck ist der 21. August rot im Kalender angestrichen. Dann kehrt der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht aus dem Sauerland-Boxstall in den Ring zurück, um seinen Titel gegen Matt Godfrey zu verteidigen. In der Erfurter Messehalle will sich der 25jährige Champion von dem vier Jahre älteren US-Amerikaner nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, zumal er sich der Unterstützung des Publikums sicher sein kann. Von seinen 30 Profikämpfen hat Huck 29 gewonnen, ein Auftritt ging verloren. Für Godfrey, der an neunter Stelle der WBO-Rangliste geführt wird, stehen 29 Siege aus 21 Kämpfen zu Buche.

Da das Thermometer in der Trainingshalle mitunter deutlich über die Marke von 40°C steigt, wachsen die Anforderungen für den Weltmeister, für den derzeit vor allem Konditions- und Krafttraining auf dem Programm stehen. Huck erinnert diese Hitze an frühere Auftritte bei hohen Temperaturen, mit denen er gut zurechtgekommen ist. Bei seinem Kampf gegen Vadim Tokarew, der 2007 in Bamberg stattfand, seien in der Halle 58°C gemessen worden. Er habe dabei sieben Kilo abgenommen, aber am Ende nach Punkten gewonnen. Sehr warm sei es auch im vergangenen Jahr vor seinem Titelgewinn im Kampf mit Victor Emilio Ramirez gewesen.

Ausreden läßt Trainer Ulli Wegner ohnehin nicht gelten, der denn auch betont, daß während seiner Zeit als aktiver Boxer seine Kondition bei Hitze stets besonders gut gewesen sei. Natürlich trägt auch er den extremen Verhältnissen Rechnung und verlegt manche Einheiten nach draußen oder läßt taktische Abläufe einüben, die in Fleisch und Blut übergehen sollen.


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Schaburow mit seinen drei Boxern aus dem Ötztal zurück

Aus den Bergen Österreichs ist Magomed Schaburow mit seinen drei Boxern zurückgekehrt, die acht Tage lang im Höhentraining geschuftet haben, um sich für die bevorstehende Sparringsphase und den darauf folgenden Wettkampf konditionell zu rüsten. Im Juli präsentiert der Hamburger Universum-Boxstall vor Ende seines Vertrags mit dem ZDF noch einmal ein volles Programm, wobei es nach den Niederlagen Ina Menzers und Firat Arslans in Stuttgart gilt, die Scharte wieder auszuwetzen.

Schaburow zeigte sich zufrieden mit seinen Schützlingen, die sich gesteigert und ihre physische Verfassung verbessert hätten. Man habe hart gearbeitet und kaum mehr als eine Stunde am Tag entspannt, die dann jedoch mit Grillen, Bungeespringen oder Schwimmen im See so abwechslungsreich gewesen sei, daß der Spaß nicht zu kurz gekommen ist.

Alexander Alexejew erwartet eine schwere Aufgabe, wenn er am 17. Juli in Schwerin auf seinen russischen Landsmann Denis Lebedew trifft. Wer dieses Duell gewinnt, wird Pflichtherausforderer der WBO im Cruisergewicht und kann sich mit dem Gedanken vertraut machen, die Kräfte mit dem hierzulande populären Weltmeister Marco Huck zu messen. Wie Magomed Schaburow berichtet, habe man viel Krafttraining mit Bergwanderungen gemischt. Lebedew sei ohne Frage ein gefährlicher Gegner, für den man sich einige Überraschungen ausgedacht habe.

WBA-Weltmeister Dimitri Sartison bekommt es am 31. Juli im Mittelgewicht mit Khoren Gevor zu tun und liegt nach Schaburows Worten mit der Vorbereitung so gut im Plan, daß er nach den letzten Sparringseinheiten im entscheidenden Augenblick bei hundert Prozent angelangt sein wird. Dritter im Bunde des zweckdienlichen Abstechers der Boxer ins Ötztal war Eduard Gutknecht, der am 17. Juli einen Aufbaukampf bestreiten soll. Sein Trainer geht davon aus, daß er die Niederlage bei seinem letzten Auftritt verkraftet hat und reifer in den Ring zurückkehren wird.

9. Juli 2010