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MELDUNG/019: Chemiepokal in Halle fällt mangels Finanzierung aus (SB)



Wichtigstes Amateurturnier Deutschlands findet 2010 nicht statt

Das wichtigste Amateurturnier Deutschlands, der Chemiepokal in Halle, findet in diesem Jahr nicht statt. "Wir haben Klimmzüge gemacht, um den Etat zusammenzubekommen. Aber es ist uns nicht gelungen", sagte Cheforganisator Peter Börner der "Mitteldeutschen Zeitung". Der veranstaltende Landesbox-Verband Sachsen-Anhalt hatte für das Turnier mit rund 100.000 Euro Gesamtkosten kalkuliert.

Im vergangenen Jahr startete das Turnier vom 4. bis 7. Februar mit Gastgeber Deutschland und sieben weiteren Teilnehmerländern, darunter auch Rußland und China. Leider mußte der Chemiepokal bereits das vierte Jahr in Folge ohne kubanische Teilnehmer auskommen, nachdem Kubas Verbandspräsident José Martinez seine 13köpfige Delegation wieder abgemeldet hatte. Die Abwerbung der besten Akteure durch deutsche Boxställe mußte zwangsläufig dazu führen, daß die kubanische Staffel hierzulande nicht mehr antritt.

Der Deutsche Boxsport-Verband hatte gleich sieben amtierende Deutsche Meister für seine Mannschaft nominiert, die alles in allem einen guten Eindruck hinterließ und in den Finalkämpfen sechs Siege feiern konnte. Jack Culcay-Keth bezwang im Weltergewicht den Chinesen Chao Gedeligen und wurde erneut als bester Techniker des Turniers ausgezeichnet. Der Darmstädter tritt inzwischen im Profilager für den Universum-Boxstall an und hat bereits zwei Kämpfe erfolgreich bewältigt. Ebenfalls aus Darmstadt stammt Bantamgewichtler Hafid Bouji, der in Halle den Mongolen Ideerkhuu Enkhjargal knapp besiegen konnte. Die weiteren deutschen Finalsieger des internationalen Traditionsturniers waren Ronny Beblik aus Chemnitz (Fliegengewicht), Konstantin Buga aus Velbert (Mittelgewicht), der Kölner Robert Woge (Halbschwergewicht) sowie Stefan Köber aus Frankfurt/Oder (Schwergewicht).

Profitrainer Ulli Wegner, der kurz zuvor mit dem deutschen Amateurverband streng ins Gericht gegangen war und akuten Nachwuchsmangel beklagt hatte, zeigte sich nach den erfreulichen Resultaten beim 37. Chemiepokal versöhnlich gestimmt. "Im deutschen Amateurboxen haben sie Talente, es hat mich hier niemand enttäuscht", lobte er die Auftritte der deutschen Teilnehmer, die mit ihren sechs Siegen in den Finalkämpfen für die beste Bilanz seit 1993 gesorgt hatten. Angesichts dieses ansehnlichen sportlichen Ertrags des letztjährigen Chemiepokals ist es um so bedauerlicher, daß das auch international bedeutende Turnier nun an Problemen der Finanzierung gescheitert ist und der chronischen Misere des Amateurboxens in Deutschland einen weiteren Tiefpunkt hinzugefügt hat.


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Michael Müller neuer Sportdirektor des DBV

Michael Müller ist neuer Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes. Er war von 1997 bis Ende 2008 Sportdirektor der deutschen Ruderer, ehe er nach Olympia 2008 seinen Hut nehmen mußte. "Er ist vielleicht kein ausgewiesener Boxexperte, doch das ist nicht schlimm. Wir brauchen jemanden, der von Finanzen, Marketing und Sponsoren Ahnung hat", erklärte ein Sprecher.

21. Januar 2010