Goethe-Universität Frankfurt am Main - 18.04.2016
Variable Gehirnaktivität: Hilfreich oder nicht?
Wer leicht zwischen Aufgaben wechselt, ist oft anfälliger für Ablenkungen. Das haben Psychologen der Goethe-Universität bei der Beobachtung der Gehirnaktivität herausgefunden.
FRANKFURT. Unser Gehirn kann auf denselben Reiz sehr unterschiedlich reagieren: Mal steigt die Gehirnaktivität stark an, ein anderes Mal nur wenig. Menschen, bei denen diese Schwankungen stärker ausgeprägt sind (die also eine variablere Hirnaktivität aufweisen), zeigen kürzere Reaktionszeiten und bessere Leistungen. Psychologen der Goethe-Universität haben nun festgestellt, dass diese Menschen sich aber auch leichter ablenken lassen.
Wie die Wissenschaftler um Prof. Christian Fiebach von der Abteilung
Neurokognitive Psychologie im Journal of Neuroscience berichten, erfassten
sie die Gehirnaktivität mithilfe der funktionellen
Magnetresonanztomographie (fMRT). Sie baten ihre Probanden, im fMRT-Scanner
eine Aufgabe zu bearbeiten, die zum einen erfordert, flexibel von
einer Anforderung zur anderen zu wechseln, in der die Probanden manchmal
aber auch stabil bei einer Aufgabe bleiben müssen und irrelevante Reize
ignorieren sollen. Im Alltag begegnen uns diese wiederstreitenden
Anforderungen an kognitive Stabilität und Flexibilität häufig, zum
Beispiel wenn wir versuchen, in einem vollen Zug die Gespräche von
Mitreisenden zu ignorieren um uns auf ein Buch zu konzentrieren
(=Stabilität), jedoch bei Ankündigung des Schaffners durchaus wechseln
können und zum Beispiel die Fahrkarte aus der Tasche holen
(=Flexibilität).
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Variabilität der Hirnaktivität zum einen hilfreich ist: Personen mit einer variableren Hirnaktivität machten weniger Fehler, und zwar unabhängig von den genauen Anforderungen. Jedoch führt Variabilität speziell in einer Region im linken Frontalhirn auch dazu, dass man irrelevante Reize nicht so effizient ausblenden kann", erklärt Dr. Diana Armbruster-Genç, die Erstautorin der Studie. Dieser Befund ist deshalb für Kognitionsforscher interessant, weil sie vermuten, dass besagte Hirnregion den Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben koordiniert. Diese Vermutung wird durch die Frankfurter Studie untermauert, denn sie zeigt, dass spontane Fluktuationen in der Aktivierung dieser Region für die Leistung beim Wechsel von Aufgaben oder aber deren Beibehaltung von Bedeutung sind.
"Wir stehen noch am Beginn einer hochinteressanten Forschung, die es uns hoffentlich ermöglichen wird, die Dynamik der Prozesse im Gehirn besser zu verstehen", kommentiert Prof. Christian Fiebach die Bedeutung der Studie. Inwiefern die Variabilität der Gehirnaktivität unter Umständen beeinflusst werden kann, muss noch untersucht werden.
Publikation:
Armbruster-Genç, D.J., Ueltzhöffer, K., Fiebach, C.J.:
Brain Signal Variability Differentially Affects Cognitive Flexibility and
Cognitive Stability,
Journal of Neuroscience. 2016 Apr 6;36(14):3978-87.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 18.04.2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2016
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