Mittelspielstrategen warnen immer wieder davor: Solange der eigene König noch nicht rochiert hat, sollten Flankenoperationen unterbleiben. Ohnehin wird nur ein Wahnsinniger das Zentrum öffnen. Zunächst muß an die Sicherheit der wichtigsten Figur gedacht werden. Das ist das höchste Gebot und eine Lektion aus vielen Partien. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Schwarz bei nur mäßiger Kontrolle des Zentrums zuletzt den Vorstoß 1...b5-b4? unternommen. Ganz offensichtlich hatte er nur mit der Möglichkeit 2.Sc3-a4 gerechnet. Daß Weiß allerdings bei nahezu abgeschlossener Entwicklung noch einen ganz anderen Trumpf in der Hinterhand hielt, übersah Schwarz völlig, und als er es bemerkte, lief der Angriff bereits auf vollen Touren und konnte nicht mehr abgewendet werden. So geht es allen, Wanderer, die Illusionen folgen, die glitzern und nur im eigenen Kopf Festigkeiten annehmen. Von der Flüchtigkeit der Gedanken wird man dann immer erst hinterher in Staunen versetzt.
Chodkow - Zaslawski
UdSSR 1960
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die knappe Zeit beraubte Manfred Glienke der sofortigen Sieges- und
Mattkombination 1.e6-e7! Tf8-e8 2.De4-h7+ Kg7-f6 3.Lc2-b3 Te8xe7
4.Te1xe7 Ld6xe7 5.Dh7-f7+ Kf6-e5 6.Df7-e6#
Erstveröffentlichung am 22. Januar 2007
11. Februar 2020
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