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SCHACH-SPHINX/07005: Den Wert des Bauern erkannt (SB)


"Bis zum 18. Jahrhundert wurde der Bauer als 'quantité négligeable' angesehen. In dieser Hinsicht stand das Schachspiel noch auf dem Niveau eines Anfängers. Die Bauern interessierten nur in Verbindung mit der Umwandlung, also hauptsächlich im Endspiel", so Max Euwe, der Weltmeister von 1935 bis 1937, in seinem Buch "Feldherrenkunst im Schach". In der Tat fällt beim Studium alter Tage die Konzeptionslosigkeit im Umgang mit den Bauern auf, die gerade mit Blick auf die Italienische Schule mehr wie Hindernisse betrachtet und schleunigst durch Opfer aus dem Weg geräumt wurden, um die Bahn für die Leicht- und Schwerfiguren freizumachen. Dennoch wäre es an den Leistungen der alten Theoretiker vorbeiargumentiert, wenn man gewissermaßen das Kind mit dem Bade ausschütten würde. Durchaus hatte es auch in der Frühzeit der Schachtheorie Denker gegeben, die den Wert der Bauern durchaus zu würdigen wußten. Wie anders hätte der spanische Priester Lopez de Segura die Idee zu einer Eröffnung wie 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 konzipieren können, wo es sehr wohl um die Behauptung eines Bauern im Zentrum geht? Also ganz der Linie moderner Eröffnungsstrategien folgend. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Weiß seine Zentrumsbauern gut postiert und abgesichert. Als sein Kontrahent zuletzt mit 1...c5xd4 diese Phalanx zu erschüttern suchte, wurde er das Opfer einer feinsinnigen Kombination, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07005: Den Wert des Bauern erkannt (SB)

Kiarner - Ornstein
Tallinn 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Übereilung verdirbt oft, Geduld nur selten eine gute Stellung. Weiß nahm sich die Zeit, die er brauchte, um die unwiderstehliche Angriffswendung 1.Se4-d6! Tf7-e7 - 2...Lg7xe5 3.Sd6xf7# - 3.Tf1xf5!! zu finden. Schwarz gab auf. Es gab keine Rettung mehr für ihn, zum Beispiel 3...Lg7xe5 4.Tf5-f8# oder 3...Kh8-g8 4.Tf5-g5 usw.


Erstveröffentlichung am 2. August 2006

22. August 2019


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