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SCHACH-SPHINX/06963: Wider die Remisplage (SB)


Für die Veranstalter von Turnieren gleicht es einer Heuschreckenplage. Da werden die namhaftesten Großmeister, die den Erdkreis bevölkern, eingeladen, die Presse wird unterrichtet, alles schaut gespannt auf das Geschehen, doch dann kommt die große Ernüchterung. Die Herren Meister sind nicht nur hervorragende Taktiker, sie beherrschen auch die Kalkulationsrechnung, das heißt, statt wie erwartet und erwünscht mit wölfischer Grausamkeit auf dem Brett anzugreifen, verlegen sie sich aufs Warten. Mit vorsichtigem Auge und Abschätzen der Tabellenentwicklung entscheiden sie von Runde zu Runde, mit welchem Risiko sie auf den nächsten Kontrahenten zugehen können. Will man sich einen guten Platz im Klassement nicht verderben, so remisiert man eben nach wenigen routinemäßigen Zügen. Dieses Übel läßt sich kaum aus der Welt schaffen, möchte man meinen. Doch so schwer ist eine Roßkur gegen das Remis gar nicht, wie in Biel 1983 bewiesen wurde. Schlauerdings hatten die Veranstalter fünf Schönheitspreise ausgeschrieben. Da wurde gekämpft mit allem, was zur Verfügung stand, um sich die Preisgelder zu sichern. Die Remisquote sank dadurch auf ein akzeptables Niveau. Im heutigen Rätsel der Sphinx machte der englische Großmeister Tony Miles von dieser Neuregelung Gebrauch und schmetterte mit den weißen Steinen seinen Kontrahenten Stefan Kindermann in die sprichwörtliche Steinzeit zurück, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06963: Wider die Remisplage (SB)

Miles - Kindermann
Biel 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Stacheln hin, Stacheln her, der englische Großmeister John Nunn ließ sich vom Igel nicht abschrecken: 1.f5xg6 Lf6-e7 2.Dh6xh7+! Tg7xh7 3.Th3xh7+ Kh8-g8 4.g6xf7+ Kg8xh7 5.f7xe8D und Schwarz gab auf, da er nach 5...Dd8xe8 6.Se4-f6+ mit einem Turm weniger verblieben wäre.


Erstveröffentlichung am 21. Juni 2006

20. Juni 2019


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