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SCHACH-SPHINX/06958: Kunst oder Müßiggang? (SB)


Nie hat das Schachspiel beansprucht, mehr zu sein als ein Zeitvertreib für lange Winterabende oder ereignislose Herbsttage. Aufs Podest wissenschaftlicher Akribie haben es wohl nur jene gehoben, die darin einen Nutzen ganz eigener Art und Bedürftigkeit sahen, so formulieren es manche. Ihre Antipoden erwidern hingegen, daß nichts so existenzwidrig sein könne wie Müßiggang und beharren darauf, daß der menschliche Geist zu anderem geschaffen sei. Längst sind die Lager zerstritten in der Frage nach dem inneren Wert des Königlichen Spiels. Hören wir dazu die Worte des Ex-Weltmeister Emanuel Lasker, der eine Brücke schlug zwischen den konträren Standpunkten: "Durch einige romantische Enthusiasten ist das Schachspiel zur Wissenschaft oder Kunst erhoben worden. In Wahrheit steht das Schachspiel so hoch nicht. Sein wesentlicher Charakterzug - die menschliche Natur findet das meiste Ergötzen daran - Kampf. Freilich kein Kampf, der Nerven ungebildeter Menschen kitzelt, bei dem Blut fließen würde und Schläge ausgeteilt würden, die auf dem Leibe sichtbare Spuren lassen; das nicht; ein Kampf hingegen, wo das auch im Kampfe vorhandene Element des Wissenschaftlichen, Künstlerischen und Geistigen allein vorherrscht." Auch das heutige Rätsel der Sphinx steht ganz im Zeichen des Kämpferischen. Der Anziehende hatte seine Streitwagen in Position gebracht, nun schlug er zu, Wanderer, ganz ohne Blutvergießen.



SCHACH-SPHINX/06958: Kunst oder Müßiggang? (SB)

Vadasz - Schüssler
Kiel 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Eines Rudolf Spielmanns hätte es wohl bedurft, um die schwarze Stellung zu einem grandiosen Sieg zu führen: 1...e5-e4! 2.Dc6xe4 Tc8- e8! 3.Sc7xe8 Tg8xe8 4.Sb5-d4 Df3-g2+!! 5.De4xg2 Te8xe1+ 6.Dg2-f1 Te1xf1#


Erstveröffentlichung am 16. Juni 2006

15. Juni 2019


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