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SCHACH-SPHINX/06945: Analytisches Dilemma (SB)


Es kommt gar nicht so selten vor, daß ein Spieler verliert, der während der Partie eigentlich gar keinen Fehler gemacht hat. Man staunt und wundert sich und ringt um eine Erklärung. Die einzelnen Züge werden studiert und immer wieder kritisch unter die Lupe genommen. Doch das Latein reicht nicht aus, um die Problematik aufzuschlüsseln. Am Ende wird ein fast schon beliebiger Zug, der nicht ganz astrein aussieht, zum Sündenblock abgestempelt. Trotzdem kratzt man sich an der Stirn und grübelt weiter. So einfach möchte man es sich schließlich auch nicht machen. Kann es vielleicht sein, fragt man sich, daß die analytischen Mittel mit ihrer sezierenden Eigenschaft gar nicht in der Lage sind, eine Partieentwicklung nach fehlerhaften Auswüchsen zu untersuchen? Im heutigen Rätsel der Sphinx ist es unserem Schachfreund Voss so ergangen. Obgleich er sich nachweislich keinen Fehlzug zuschulden kommen ließ, war er verdammt, dem Untergang seiner Stellung tatenlos zuzusehen. Mit dem nächsten weißen Zug begann die Demontage seiner schwarzen Partieführung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06945: Analytisches Dilemma (SB)

Mudelsee - Voss
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach einer langen Phase der Verschlossenheit öffnete der Nachziehende seine Tore und entließ seine Heerscharen: 1...g5-g4! 2.Lf3-e2 f5-f4! 3.e3xf4 - 3.Le2xg4? f4xe3+ 4.Kf2xe3 Th3xg3+ 5.Tg2xg3 Dh7-h6+ 6.Ke3-e2 Tf7-f2+! und die weißen Figuren sterben wie die Fliegen - 3...Lg6-e4 - erobert die Qualität - 4.Tc1-g1 - 4.Tg2-g1? Th3-h2+ 5.Kf2-e3 Le4-f3 6.Le2-d3 Th2xd2 7.Ld3xh7 Td2-e2+ - 4...Le4xg2 5.Tg1xg2 Dh7-h5 6.Le2-f1 Th3-h1 7.Dd2-e3 Tf7-f8 8.De3-b3 Dh5-h7! und Weiß gab auf, da auf 9.Lf1- d3 einfach 9...Tf8xf4+! 10.g3xf4 Dh7-h4+ gewinnt, andernfalls jedoch die schwarze Dame in die weiße Stellung eindringt.


Erstveröffentlichung am 3. Juni 2006

2. Juni 2019


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