Die Forderung, Schach als Schulfach einzuführen, ist alt in Deutschland, doch hat sie lange kein Gehör gefunden bei den verantwortlichen Stellen, die lieber an verwurzelten Traditionen festhielten, statt einen exemplarischen Test zu machen. Dabei gab es in pädagogischen Kreisen keinen Zweifel darüber, daß das Schachspiel gerade bei Kindern eine hohe Konzentrationsfähigkeit fördert und zu einem besseren Erfassen auch komplexer räumlicher Sachverhalte verhilft. Dessen ungeachtet mußten deutsche Schulkinder über Jahre Geschichtsdaten pauken, was einen hohen Abstumpfungsgrad zur Folge hatte. Es dauerte, bis man zur Einsicht kam, daß der kritische analytische Verstand insbesondere mit einem gerade dafür entwickelten Spiel bestens geschult wird. Abgesehen davon ließ sich über diesen Weg eine ungemein effektive Nachwuchsförderung bewerkstelligen. Die Entscheidungsträger mußten schließlich einsehen, daß verstaubte Lehrpläne nicht alles sind. Mit ein wenig mehr Mut wäre nicht soviel Zeit verlorengegangen. Dann hätten Schüler rascher gelernt, wie der letzte Fehlzug des Weißen 1.Lb2-c3?! im heutigen Rätsel der Sphinx zu bestrafen gewesen wäre, Wanderer.
Laursen - Pedersen
Dänemark 1965
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Anni Laakmann machte nicht viel Federlesens, und als sich ihr die
Chance bot, das Brett in Flammen zu setzen, griff sie sofort zu:
1.Sg5xf7! Ke8xf7 2.Le3xd4 Db6-d8 - der Läufer war tabu wegen des
Abzugsschachs 3.Ld3-g6+ mit Damenfang - 3.Dd1-f3+ Kf7-g8 4.Ta1-c1 Ld7-
b5 5.Ld3-g6 Lb5-e8 6.Lg6xe8 Dd8xe8 7.Tc1-c7 - der entscheidende
Durchbruch - 7...b7-b5 8.Tf1-c1 De8-g6 9.a2-a3 h5-h4 10.h2-h3 - der
schwarze König läuft ja nicht davon - 10...Th8-h5 11.Tc1-c6 Kg8-h7 -
erleichtert den weißen Sieg, der jedoch nicht mehr in Frage zu stellen
war - 12.Tc6xe6 Dg6xe6 13.Df3xh5+ Kh7-g8 14.Dh5xh4 und Schwarz gab das
aussichtslose Spiel auf.
Erstveröffentlichung am 19. Mai 2006
18. Mai 2019
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