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SCHACH-SPHINX/06671: Verborgener Hexentanz (SB)


Fallen haben viele Gesichter, aber ihr Mangel ist sicherlich, daß sie locken müssen, nichts aber erzwingen können. Ein Reiz muß geschaffen werden, etwas, worauf der Gegner anspringen könnte. Er fühlt zwar plötzlich die Spannung am Brett, fühlt, wie sich sein Kontrahent ganz unbefangen gibt, als habe er nichts zu verbergen. Gedankenlesen müßte man können, flucht er still in sich hinein. So allerdings bleiben ihm nur seine eigenen Augen, um Lug und Trug von der Realität zu unterscheiden. Eine Kunst, an der Menschen oft genug scheitern wie beispielsweise im heutigen Rätsel der Sphinx. Weiß hatte zuletzt 1.Sf1- g3! gezogen und damit seinem Randläufer den Fluchtweg verbaut. Mit 1...g7-g5 war diese Figur nun leicht zu erobern. Aber hatte Weiß diese einfache Entgegnung wirklich übersehen, oder sollte der Läufer nur ein Danaergeschenk werden? Eine schwierige Situation. Raffgier und Umsicht streiten in einer lodernden Seele, und wie es allzu oft ist, siegt der kleine Teufel, und so greift man zu. Nun, Wanderer, sollte Schwarz seine Entscheidung bereuen? Soviel sei zunächst verraten, nach 1...g7- g5?! führte Weiß einen regelrechten Hexentanz mit der schwarzen Stellung auf.



SCHACH-SPHINX/06671: Verborgener Hexentanz (SB)

Sokolov - Almasi
Groningen 1996

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ganz offensichtlich hatte van der Sterren die Stärke des schwarzen Angriffs nach 1.Le3xc5? Se5xf3+! 2.Kg1-f1 - 2.Df2xf3 Dc7xh2+ 3.Kg1-f1 Th4-f4 - 2...Sf3xh2+ 3.Kf1-e1 - 3.Kf1-g1 Th4-f4 4.Df2-e3 Sh2-f3+ 5.Kg1- f2 Sf3-d4+ - 3...Th4-f4 4.Lc5-d6 - 4.Df2-e3 Tg8xg2 - 4...Tf4xf2 5.Ld6xc7 Tg8xg2 6.Lc7xh2 Tf2xc2 unterschätzt: ein verhängnisvoller Fehler. Weiß gab auf, weil seine Mehrfigur gegen die marschbereiten schwarzen Freibauern chancenlos war.


Erstveröffentlichung am 1. September 2005

31. August 2018


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