Viktor Kortschnoj war es trotz mehrfachen Anlaufs nicht gelungen, seinen verhaßten Kontrahenten Anatoli Karpow vom Thron zu stürzen. Der Weltmeisterschaftskampf in Meran 1981 fing alles andere als berauschend für ihn an. Die ersten beiden Partien gingen verloren, ein Remis in der dritten Runde, dann die dritte Niederlage. Erst in der sechsten Wettkampfpartie konnte Kortschnoj mit frohem Lächeln den Turniersaal verlassen. Wo immer man auch die Gründe dafür ansiedeln möchte, daß er scheiterte, Tatsache ist und bleibt, daß Karpow seine Souveränität am Brett nicht einbüßte, während Kortschnoj zahlreiche ungroßmeisterliche Entscheidungen traf, die ihm den Vorwurf einbrachten, er spiele "Kaffeehausschach". Mit dabei in Meran war auch der argentinische Großmeister Miguel Najdorf, der mit Witz und Verstand die Partien kommentierte. In der vierten Partie, Kortschnoj spielte mit den schwarzen Steinen die Russische Verteidigung, schwor Najdorf beim 21. Zug, daß Karpow nicht mehr als ein Remis erzielen werde. Auf sein Wort machte der Argentinier eine Wette in Höhe von 70 Dollar. Während der nächsten Züge sollte er seinen Wagemut bereuen. Kortschnoj schwächte seine Stellung im 25. Zug, leistete sich zehn Züge später einen echten Fehler und als er im heutigen Rätsel der Sphinx nunmehr 40...c5xd4?! zog, ahnte Najdorf, daß er an diesem 9. Oktober 70 Dollar weniger in seiner Börse haben würde. Nun, Wanderer, wie bewahrheitete sich die Befürchtung des Argentiniers?
Karpow - Kortschnoj
Meran 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein falscher Königszug bedeutet in der Regel das Ende der Partie, und
Herbrechtsmeiers Königszug 1.Ke2-d3? war in der Tat grundfalsch, da er
seinem Kontrahenten Lieb gestattete, seinen Turm mit 1...g6-g5! ins
Geschehen zurückzubringen: 2.Ta1-c1 e5-e4+ 3.Kd3-e3 d5-d4+ 4.Ke3xe4
Th6-e6+ 5.Ke4-d3 Db2-e2+ 6.Kd3xd4 Te6-d6+ 7.Kd4-c3 Td6-d3+ und Weiß
gab auf, da er dem Matt nicht mehr entrinnen konnte.
Erstveröffentlichung am 30. Januar 2005
25. Januar 2018
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