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SCHACH-SPHINX/06455: Aufbruch aus der Diaspora (SB)


Bedenkt man, welche Konfusion früher auf der deutschen Schachbühne herrschte, so darf man das Jahr 1980 in der Tat als wichtige Zäsur betrachten. Vier verschiedene Bundesligen spalteten das Schach zuvor in eine Art von Diaspora-Dasein. Die Abgrenzung der Ligen untereinander war alles andere als ein guter Nährboden zum Gedeihen und Aufwachsen junger talentierter Spieler. Erst als ein überregionales System geschaffen wurde, die heutige Bundesliga, konnte das deutsche Schach auf hoher Ebene zusammenwachsen. Der Austausch der Gedanken auf einer gemeinsamen Plattform machte die Deutsche Bundesliga in den Jahren darauf zu der bestentwickelsten in ganz Europa. Auch die Verpflichtung ausländischer Spitzenspieler - man nenne in diesem Zusammenhang nur Boris Spasski, Vlastimil Hort und Lubomir Kavalek - trug dazu bei, daß der Standort Deutschland wieder einen Ehrenplatz in der schachlichen Weltöffentlichkeit erhielt. Der Deutsche Schachbund erstarkte und konnte infolge dessen viele hochkarätige Turniere in Deutschland ausrufen. Erster Deutscher Meister wurde die Schachgesellschaft Solingen. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus ebenjener ersten kollektiven Bundesliga-Saison. In der vierten Runde trafen Zähringen und Berlin-Wilmersdorf in Mainz aufeinander. Schachfreund Herbrechtsmeier spielte mit den weißen Steinen für Zähringen, beging im Stellungsdiagramm mit 1.Ke2-d3? freilich eine Art von geistigem Selbstmord. Mit 1.Ke2-f3 hätte er die Partie noch im Schwange halten können. Nun, Wanderer, was war am Königszug von Herbrechtsmeier so verteufelt falsch?



SCHACH-SPHINX/06455: Aufbruch aus der Diaspora (SB)

Herbrechtsmeier - Lieb
Bundesliga 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Selten wurde Alexander Aljechin, der Weltmeister, der seinen Titel am Ende seines Lebens noch trug, so überspielt. Nach 1.Ta8-h8! Dg5-g7? brachte sich Rellstab mit 2.Sd3xf4! wegen des drohenden Familienschachs nach 2...Dg7xh8? 3.Sf4-g6+ in materiellen Vorteil. Aljechin verteidigte sich mit dem Mute der Verzweiflung, konnte allerdings nicht mehr verhindern, daß er nach 2...Ke7-d7 3.Th8-d8+ Kd7- e7 - 3...Kd7xd8? 4.Sf4xe6+ schon wieder dieses verfluchte Gabelschach! - 4.Dc1xe3 Tc7-a7 5.Td8-d6! Ta7-a1+ 6.Kh1-h2 Ta1-a2+ 7.Kh2-g1 Ta2-a1+ 8.Kg1-f2 Ta1-a2+ 9.Kf2-e1 Dg7-h7 10.Sf4xd5! - der Genickbrecher - 10...e6xd5 11.De3-g5+ Ke7-f7 12.Dg5-f6+ - entging der Falle 12.Td6-d7+ Kf7-e6 13.Td7xh7? Ta2-e2+! mit Remis durch Dauerschach oder Patt - das Ende der Fahnenstange erreicht hatte und aufgab.


Erstveröffentlichung am 29. Januar 2005

24. Januar 2018


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