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SCHACH-SPHINX/06422: Nur das Ziel im Auge (SB)


Als Bobby Fischer beim Weltmeisterschaftszyklus von 1966 bis 1969 während des Interzonenturniers in Sousse unerwartet nach einem Meinungsstreit mit der Turnierleitung zurücktrat, war die Verärgerung des amerikanischen Schachbundes nicht gering. Schließlich war Fischer seit mehr als sechzig Jahren wieder der erste Amerikaner, der sich Chancen auf die Weltmeisterkrone machen konnte. Überhaupt hatte Fischer bis dahin auf vielen Turnieren für unliebsame Zwischenfälle gesorgt, meist aus nichtigem Anlaß. Seine Exaltiertheit stand ihm deutlich im Wege, wenn er das höchste Ziel einer Schachkarriere erreichen wollte. 1970, mit dem Beginn des neuen Zyklus, trat denn auch ein Sinneswandel bei Fischer ein. Er hatte sich völlig dem Schach verschworen, so sehr, daß er alle Nebenumstände und Zwistigkeiten aus seinem Blickfeld verbannte. Fischer lebte das Schach von morgens bis abends, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Von ihm gingen Wellen knisternder Konzentriertheit aus, eine geballte Energie, auf ein Ziel gelenkt: Die Vernichtung seiner Kontrahenten auf dem Brett, und denen war bei den Partien zumute, als säßen sie auf dem elektrischen Stuhl. Fischer vollbrachte Beispielloses. So deklassierte er bei den Ausscheidungskämpfen mit Mark Taimanow und Bent Larsen gleich zwei Weltklassespieler mit je 6:0. Dann kam die Reihe an Tigran Petrosjan, dem "Eisernen", von dem gesagt wurde, er sei der am schwersten zu besiegende Gegner überhaupt. Nach fünf Remispartien bezwang Fischer auch diesen Berg mit vier Siegen in Folge. Der Weg nach Reykjavik war geebnet für die Enthronung von Boris Spasski. Im heutigen Rätsel der Sphinx schlug Fischer den nach ihm stärksten Spieler der westlichen Hemisphäre, Bent Larsen. Die weiße Stellung schien verloren zu sein. Neben dem Matt auf f2 drohte auch Damenverlust. Nun, Wanderer, welche Überraschung hatte Fischer in petto?



SCHACH-SPHINX/06422: Nur das Ziel im Auge (SB)

Fischer - Larsen
Denver 1971

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1...Tc8-d8! trotzte der Gefahr. Karpow hatte richtig erkannt, daß Turm und Dame miteinander verbunden sein müßten, um die weißen Angriffspläne ins Leere laufen zu lassen. So konnte sich sein Kontrahent Grigorjan nun nicht gut auf 2.Dh2-h7+ Kg7-f8 3.Dh7-h8+ Df6xh8 4.Th1xh8+ Kf8-e7 5.Th8xd8 Ke7xd8 einlassen, da das Endspiel wegen der Schwäche der beiden Damenflügelbauern verloren gestanden hätte. Mit 2.Th1-g1 Kg7-f8 3.Dh2-c7 spekulierte er daher auf Komplikationen, was Karpow allerdings nicht beeindruckte: 3...Td8-d4 4.Dc7-b8+ Df6-d8 5.Db8-g3 f5-f4 - Karpow umschiffte die Klippe 5...Td4xc4? 6.Tg1-h1 Dd8-f6 7.Dg3-b8+ Kf8-e7 8.Db8xa7+ - 6.Dg3-h2 Dd8- f6 7.Tg1-c1 Td4-d2 8.Kg2-g1 Td2xa2 9.Dh2-h5 und Grigorjan gab zugleich auf. 9...Df6-g6+ und Damentausch hätte die Sache rasch erledigt.


Erstveröffentlichung am 27. Dezember 2004

22. Dezember 2017


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