Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06234: Unbeugsam in allem (SB)


Die Bühne der Schachkunst wird von vielerlei Charakteren bevölkert. Selten unter ihnen fand sich jedoch einer, der gegen das enge Regelwerk der Turniere vorgegangen ist, der auch seine Stimme gegen die Veranstalter oder selbst gegen den Verband erhoben hat. Die Weltmeister hätten in dieser Sache als Vorbild auftreten können, sie taten es aber zumeist nicht. Insbesondere der sowjetische Schachverband hatte seine Weltmeisterklientel fest am Zügel. José Capablanca, der Kubaner, wiederum hatte es nicht nötig, sich um die Belange seiner Kollegen zu kümmern. Seine Taschen waren nie leer. Alexander Aljechin zeichnete eine solch egoverhaftete Liebe zum Schachspiel aus, daß ihm nichts anderes in den Sinn kam. Emanuel Lasker kann wohl mit Fug und Recht als der erste Weltmeister angesehen werden, der zumindest einen entsprechenden Appell formuliert hatte. Anders der amerikanische Weltmeister Bobby Fischer, der durch allerlei Proteste und Skandale darauf aufmerksam machte, daß Schachspieler eben keine Figuren auf dem Brett waren, die sich mal hierhin, mal dorthin schieben ließen. Sein Gerechtigkeitssinn ließ sich von nichts beeindrucken, weder durch politisches Kalkül noch durch Drohgebärden seitens der Funktionäre. Daß er zuletzt trotzdem den kürzeren zog, ihm sein Titel aberkannt wurde, ändert nichts an der Faszination, die der Kampf dieses Menschen noch heute ausübt. Der Schachautor Harold Schonberg schrieb nach Fischers Triumph in Reykjavik: "Worin die Ausstrahlung besteht, die Fischer besitzt, läßt sich schwer beschreiben. Wie wirkungsvoll sie ist, begriffen alle, die das Match verfolgten. Diese Ausstrahlung umgibt Fischer wie ein Kraftfeld, das über das Brett hinweg den Gegner einhüllt, das sich immer weiter ausbreitet und die Zuschauer packt. Man spürt die Mitleidlosigkeit, die unbarmherzige Härte, die einseitige Besessenheit, die von diesem Mann ausgeht." Auch im heutigen Rätsel der Sphinx kommt etwas von dieser Härte und Mitleidlosigkeit herüber. Fischer spielte im jugoslawischen Bled 1961 gegen seinen alten Erzrivalen Michail Tal, der zuletzt 1...e6-e5 gespielt hatte. Beim nächsten Zug war er es, der entgegen der Gewohnheit eine Überraschung erlebte. Also, Wanderer, welcher Zug Fischers schlug in die schwarze Stellung?



SCHACH-SPHINX/06234: Unbeugsam in allem (SB)

Fischer - Tal
Bled 1961

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Anderssen, der jeden Faden gegen Steinitz verloren hatte, stand miserabel. Nach 1...Sg5-h3 2.Le1-f2 Sh3xg1 mußte er wegen der Drohung Ld7-h3+ auf einen so hilflosen Zug wie 3.d4xc5 zurückgreifen. Der Rest ging dann wie von selbst: 3...Dh2-h3+ 4.Kf1-e1 - 4.Kf1xg1? Lg7-f6 nebst 5...Tf8-g8+ - 4...Sg1xf3+ 5.Ta3xf3 Dh3xf3 6.Sd1-c3 d6xc5 7.Lf2xc5 Ta7-c7 8.Sc3-d5 Tc7xc5 9.Dc4xc5 Df3xe4+ 10.Ke1-f2 Tf8-c8 11.Sd5-c7 De4-e3+ und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 23. Juni 2004

17. Juni 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang