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SCHACH-SPHINX/06217: Ganz gewöhnliche Unlusttage (SB)


Nicht jede Partie ist Feuer, nicht jeder Zug ein Nonplusultra der Genialität, und es hieße, von den Schachmeistern Unmenschliches zu verlangen, wenn sie zu jeder Zeit mit ihrem Herzblut stritten. Es gibt auch für sie Tage, wo sie am liebsten im Bett liegengeblieben wären, vielleicht ein Buch zur Hand genommen oder irgendeine Filmklamotte eingeschaltet hätten. Kurzum, manchmal kommt auch den namhaftesten Meistern alles andere in den Sinn, nur nicht das Schachspiel. Wenn sie dann doch vor dem Brett erscheinen müssen, fehlt ihren Partien verständlicherweise der Esprit. Einfallslos, fast langweilig wirkt dann ihr Spiel. Aus dem Geist dieser Jammertage ist wohl auch das Salonremis entstanden. Die Meister hatten, um es leger zu sagen, einfach keinen Bock aufs Schach! Treffen zwei lustlose Gemüter zusammen, wird einfachstes Repertoire heruntergespielt und nach fünfzehn, sechzehn Zügen, je nachdem, was gerade noch schicklich ist für eine Turnierpartie, Remis gegeben. Viel Freude wird man beim Nachspielen solcher Karteileichen nicht haben. Wie gut, daß im heutigen Rätsel der Sphinx Großmeister Hort und sein Kontrahent Schauwecker einen kampfmotivierten Tag hatten mit Funkenschlag und Blitzgeflacker. Ein Blick auf die Stellung spricht Bände. Der große Knall steht unmittelbar bevor. Hort, mit den weißen Steinen spielend, mußte sich gegen 1...f7-f5 etwas einfallen lassen. Kannst du seinen nächsten Gedanken erraten, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/06217: Ganz gewöhnliche Unlusttage (SB)

Hort - Schauwecker
Schweiz 1987

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wer allzu leichtsinnig auf die Theorie schwört, dem bleibt zuweilen der Kummer nicht erspart, wie unserem Schachfreund Fischer, der nach 1...Ta8-c8?? 2.Le3-b6! erkennen mußte, daß auch ein Großmeister wie Pachman seine Empfehlungen zuweilen aus dem Handgelenk schüttelt. Fischer gab die Partie auf, ohne einen einzigen eigenen Zug ausgeführt zu haben. Damenverlust oder Matt auf d7 waren zuletzt seine Alternativen. Da gab er lieber gleich auf.


Erstveröffentlichung am 06. Juni 2004

31. Mai 2017


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