Wunden können heilen, und nur selten sitzt der Groll so tief, daß er Jahrhunderte überdauert. Zwischen Tirol und Bayern herrschte lange Zeit ein Konflikt. Tirol kämpfte um seine Selbständigkeit, während die Bayern den Brückenschlag zum Süden unbedingt in ihre Hände bekommen wollten. Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen war das Jahr 1809. Die mit dem Franzosenkaiser Napoleon verbündeten Bayern fielen in Tirol ein und zerschlugen den Bund der Freiheitskämpfer. Die Zeiten des Blutvergießens gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Spannungen zwischen den beiden Ländern lassen sich zwar nicht verleugnen, doch überwiegen eindeutig die kulturellen Gemeinsamkeiten. Beweis dafür sind die alljährlichen Vergleichskämpfe zwischen Bayern und Tirol am Schachbrette. Allerdings läßt sich die spielerische Überlegenheit der Bayern nicht vom Tisch wischen. Im heutigen Rätsel der Sphinx trafen die beiden Häupter der Schachbünde aufeinander. Der Tiroler Präsident Haslinger mußte gegen seinen bayrischen Kollegen Hofmann freilich wie schon 1809 kapitulieren. Sein letzter Zug 1.Td8- b8? leitete die Niederlage ein. Also, Wanderer, was hatte der Tiroler Schachpräsident nicht angemessen gewürdigt?
Haslinger - Hofmann
Tirol - Bayern 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Lehrbuchmäßig wurde Meister Flesch dafür bestraft, daß er das Remis
verachtete: 1...Kd7-e6?? 2.Tf7-e7+ Ke6-f6 3.Te7-e8! und dank der
Drohung d6-d7 bricht die schwarze Stellung zusammen: 3...Tc4-e4+ 4.Ke2-
f3 Te4-d4 5.Te8-c8 Kf6-e6 6.Tc8xc6 Td4-a4 7.Tc6-c7 Ta4xa2 8.d6-d7 Ta4-
a3+ 9.Kf3-e2 und Schwarz gab auf.
Erstveröffentlichung am 27. April 2004
20. April 2017
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