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SCHACH-SPHINX/06107: Vorherrschaft der Bits und Bytes? (SB)


Als Garry Kasparow in New York gegen das amerikanische Computergehirn Deep Blue verlor, geisterte ein mitternächtliches Kettenrasseln durch die Presse. Überall wurde der unwiderrufliche Abstieg des Menschen in die Bedeutungslosigkeit heraufbeschworen. Es hieß ferner, der Mensch müsse den Computern nun auch auf dem Feld der Schachkunst weichen. Inzwischen ist es ruhig geworden um die vermeintliche Vorherrschaft der Bits und Bytes. Hätte man seinerzeit Experten nach der Güte der Partien befragt, der Rummel um Kasparows Niederlage wäre ein laues Medienwindchen gewesen. Sein indischer PCA-Kollege Viswanathan Anand erkannte früh das Dilemma, in das sich Kasparow selbst hineinmanövriert hatte: "Das grundsätzliche Problem, das über der ganzen Veranstaltung hing, war, daß Kasparow Stellungen provoziert, die der Rechner nicht mehr kapiert - Kasparow allerdings auch nicht." In der zweiten Partie, das weiß man inzwischen, hätte Kasparow bei weniger Befangenheit statt der Aufgabe leicht den Remisweg entdecken können. Doch da er vom Gespenst der Unbesiegbarkeit des Computers infiltriert war - Anand sagte dazu, daß Kasparow "in scheinbar eindeutigen Situationen dem Rechner blind vertraut" -, resignierte der Mann aus Baku. Die Systemüberantwortung hatte in New York gesiegt, die Reporter stifteten dazu den Mythos. Das heutige Rätsel der Sphinx will allerdings nicht zu diesem für die Schachkunst unattraktiven, weil widerspenstigen Ort zurückkehren, sondern in die Zeit zurück nach Leningrad, wo Kasparow seinem Kontrahenten Anatoli Karpow mit einer kleinen Kombination das Wasser abgrub. Also, Wanderer, was zog Kasparow mit Weiß?



SCHACH-SPHINX/06107: Vorherrschaft der Bits und Bytes? (SB)

Kasparow - Karpow
Leningrad 1986

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Aufs eklatanteste übersah der Nachziehende, daß er nach 1...Db2-b5? dank der hübschen Fesselung 2.Dd5-e4! aufgeben mußte, wie die Folgen 2...Te8-g8 3.Ta8xg8+ Kh8xg8 4.Dd5-e6+ Kg8-f8 5.Lg5-e7+ bzw. 2...Te8-f8 3.Ta8xf8+ Lg7xf8 4.Lg5-f6+ Lf8-g7 5.Dd5-a8+ oder 2...Te8-b8 3.Lg5-f4 beweisen.


Erstveröffentlichung am 18. Februar 2004

10. Februar 2017


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