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SCHACH-SPHINX/06013: Digitalisiertes Niemandsland (SB)


Science-Fiction-Romane sind längst überholt. Szenarien von die Welt beherrschenden Computergehirnen haben zwar die Phantasie der Menschen angeregt, nicht jedoch seinen Forschungseifer lahmgelegt. Als Schachspieler befindet man sich schon seit einiger Zeit in dieser heraufbeschworenen Zukunftswelt, in der Chips menschliche Entscheidungen überflügeln. Die Generation modernster Computer läuft mittlerweile dem evolutionären Auslaufmodell Gehirn den Rang ab. Kaum ein Großmeister von heute ist mehr imstande, die besten der Rechenungeheuer zu besiegen. Das Zwischenspiel in New York mit Garry Kasparow war nur der Bote einer Entwicklung, die nicht aufzuhalten ist. In bestimmten Visionen der Welt von morgen werden Quotenregelungen eingeführt für Menschen, damit zumindest der Schein gewahrt bleibt, daß das Schach ursprünglich eine menschliche Erfindung war. Doch wer weiß, vielleicht wird in Zukunft das Schach selbst durch eine weiterführende Innovation, ersonnen von einem Computer, dem die unendlichen Möglichkeiten des gegenwärtigen Schachspiels zu langweilig und berechenbar geworden sind, abgelöst. Für Menschen wird dann kein Platz mehr sein im digitalisierten Niemandsland. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus der '2. Mikrocomputer-Schachweltmeisterschaft' von 1981, die in Lübeck-Travemünde abgehalten wurde. Chip-Weltmeister wurde das amerikanische Programm 'Fidelity Experimental'. In hoffnungsloser Stellung hatte sein schärfster Kontrahent Chess Champion Mark V eine kleine "Falle" gestellt. Zöge Fidelity nun 1.b2- b3??, wäre Mark V mit dem Patt aus dem Gröbsten heraus. Doch das amerikanische Programm ließ sich von seinem Hongkonger Vetter nicht hinters Licht führen, Wanderer, und überhaupt haben Menschen ja immer noch ihren Humor!



SCHACH-SPHINX/06013: Digitalisiertes Niemandsland (SB)

Fidelity - Mark V
Travemünde 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der schwarze König hatte allen Grund, sich auf dem Damenflügel unwohl zu fühlen. Nach 1.Lc1-f4! Dd5-c6 2.Tf1-d1! war die schwarze Stellung kaum noch manövrierfähig. So scheiterte 2...Sd7-f6 an 3.Td1xd8+ nebst 4.Ta1-d1+ mit überwältigendem Vorteil, und auf das lavierende 2...g7- g6 käme sehr stark 3.Sg3-e4! Also spielte Meister Przepiorka 2...Lf8- e7, was besser war als die Alternativen und doch die Partie nicht mehr retten konnte: 3.Sg3-f5 Th8-e8 4.Td1-d6! Dc6-c7 - 4...Dc6-b5 5.Sf5-d4 Db5-a5 6.b2-b4 Da5-c7 7.Sd4-b5 - 5.Sf5xe7+ Te8xe7 6.Td6xd7 und Schwarz gab auf wegen 6...Dc7xd7 7.Dc2xc5+ nebst 8.Dc5xe7


Erstveröffentlichung am 17. November 2003

08. November 2016


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