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SCHACH-SPHINX/05890: Rabulisten und Zungendrescher (SB)


Schach und Glücksspiel - da hat die Kirche jahrhundertelang versucht, aus beidem einen Galgenstrick zu knüpfen, da haben in derselben Zeitdauer die Freunde des Königlichen Spiels gegen die Rabulisten und Zungendrescher gestritten, und was passiert ausgerechnet im so hochvernünftigen 20. Jahrhundert? Schachmeister, die sich in Monte Carlo dem Roulette widmen! Von David Janowski war stadtbekannt, daß er seine Preisgelder am liebsten beim Glücksspiel verjubelte. Daß auch der so seriös sich gebende Alexander Aljechin hin und wieder Fortunas Lockrufen nicht widerstehen konnte, davon soll nun berichtet werden. 1931, beim Turnier in Nizza, juckte es Aljechin plötzlich in den Fingern. Er, der sonst immer nur auf berechenbare Kombinationen schwor, wollte den Teufel des Zufalls bei den Hörnern packen. Also fuhr er gemeinsam mit seinen Meisterkollegen Flohr und Stoltz ins berüchtigte Monte Carlo, wo Aljechins Vater bereits Millionen von Rubel zurückgelassen hatte. Dessen eingedenk setzte Aljechin freilich nur zehn Franc, und zwar auf die Nummer 26. Und das Wundersame geschah, die Kugel fiel auf die 26 und Aljechin frohlockte: "Seht ihr, so spielt man Roulette." Am nächsten Abend wollten es Flohr und Stoltz genau wissen. Also fuhren sie ohne Aljechins Kenntnis wieder nach Monte Carlo und setzten auf die geheimnisvolle Zahl 26, so auch in den darauffolgenden Abenden, bis sie zuletzt belehrt, belämmert und vom Zufall betrogen Schulden machen mußten, um nach Hause fahren zu können. Aljechin blieb die 26 jedoch als Glückszahl treu, denn 1934 beim Turnier in Zürich lief er mit strahlenden Augen zu Flohr und stammelte: "Erinnerst du noch die 26 in Monte Carlo? Ich habe gerade in 26 Zügen gegen Lasker gewonnen!" Tja, Wanderer, Aljechin war eben das Liebkind der Schicksalsspinnerinnen. Lasker hatte im heutigen Rätsel der Sphinx zuletzt 24...f7-f6 gezogen. Welche beiden Zügen machten das Roulette- und Partieglück komplett?



SCHACH-SPHINX/05890: Rabulisten und Zungendrescher (SB)

Aljechin - Lasker
Zürich 1934

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1.Td1xd7! war der schwarze Königsflügel bar jeden Schutzes, und so konnte Meister Keres nach 1...Lc8xd7 2.Lf1-d3 h7-h6 3.De3-f4 Kg8-f8 4.Tg3xg7! Kf8xg7 5.Df4-f6+ Kg7-f8 6.Ld3-g6 den vollen Punkt kassieren.


Erstveröffentlichung am 20. Juli 2003

07. Juli 2016


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