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SCHACH-SPHINX/05845: Die zweite Garde (SB)


Früher war es gang und gäbe, daß neben einem Großmeisterturnier auch für den Nachwuchs eine Plattform errichtet wurde, das sogenannte Meisterturnier. Über diese Stufe stiegen dann viele talentierte Jungmeister in das schachliche Oberhaus auf. Im Sommer 1907 trafen sich beispielsweise in Ostende die Häupter der damaligen Schachwelt zum Figurenrücken. Siegbert Tarrasch, in der Blüte seiner Schaffenskraft, siegte. Doch das Augenmerk der Zeit richtete sich auf das Meisterturnier, wo 29 Recken um Caissas Gunst stritten. Die zweite Garde, die später die Turnierhallen erobern sollte, stand Gewehr bei Fuß. Hochfavorisiert waren Mieses, Nimzowitsch, Teichmann, Duras, Tartakower, Spielmann und Blackburne. Doch ihre Zeit war 1907 noch nicht angebrochen. Sieger des Meisterturniers mit 19,5 Punkten wurden Bernstein und Rubinstein. Beide stürmten später die vordersten Turnierplätze und verdrängten die alte und alternde Elite aus ihrem Elfenbeinturm. Bedauerlich, daß Bernstein sich nie mit dem Gedanken anfreunden konnte, seine ganze Kraft dem Schachspiel zu widmen. Ein Anker hielt ihn im Berufsleben fest. So eröffnete er in Moskau eine Anwaltskanzlei und fand nur noch selten Gelegenheit zum schachlichen Ringen. Nachdem er 1914 in St. Petersburg keinen Geringeren als den Weltmeister Emnauel Lasker in einer Partie schlug, verabschiedete sich Bernstein für eine lange Zeit von der Welt der 64 Felder. In Ostende 1907 gelang ihm gegen den Kieler Meister Johannes Metger unter der Drohung eines "Stickmatts" ein glänzender Sieg mit den weißen Steinen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05845: Die zweite Garde (SB)

Bernstein - Metger
Ostende 1907

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Chancenreich sind Opfer wie 1.Sf3xg5! in solchen Stellung allemal, und da die Annahme der Qualität nach 1...Lh5xd1 2.Db1xd1 wegen der drohenden Damenwanderung Dd1-h5 und so weiter allzu gefährlich war, zog sich der schwarze Läufer lieber zurück. Aber auch nach 1...Lh5-g6 hielt der weiße Druck nahezu unvermindert an: 2.Db1-c1 Sc6xe5 3.Sg5xe6 f7xe6 4.Sd2-b3 und statt nun mit der kurzen Rochade wenigstens noch Widerstand zu leisten, beschleunigte Wiedenkeller das Ende mit 4...Le7- d6? 5.Le3-d4 0-0 - nun zu spät und auch hoffnungslos - 6.Dc1-e3 Se5-f7 7.Lh3xe6 Dd7-d8 8.De3-h6 und das Matt war nicht mehr zu verhindern.


Erstveröffentlichung am 06. Juni 2003

23. Mai 2016


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