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SCHACH-SPHINX/05769: Schreckgespenst des KGB (SB)


Zu Zeiten, als der KGB als Schreckgespenst über den Eisernen Vorhang hinweg in die heile Welt westlicher Gemütsbürger schaute, scharte sich deren Hoffnung in Sachen Schach um den dänischen Großmeister Bent Larsen. Während in den Agenten- und Spionagethrillern in der Machart eines David Cornwell alias John le Carrè die westliche Hemisphäre gegen die Subversionsattacken des Komitet Gossudarstwennoj Besopastnosti - auf gut deutsch heißt das 'Moskauer Komitee für Staatssicherheit' - geschützt wurde, verteidigte der Däne auf dem schwarzweißkarierten Brett die Ehre der Industrieländer. Er war in der Tat einer der wenigen, die den sowjetischen Schachthron hätten stürzen können. Ein Gedanke, der vom KGB sicherlich mit Argwohn beäugt worden war. Observationsgerüchte gab es zu jeder Zeit, mögen sie nun wahr sein oder auch nicht. Jedenfalls verloren die Sowjets bald schon das Interesse an Bent Larsen, als mit dem 'Amerikanski' Bobby Fischer ein weitaus größerer und gefährlicherer Feind die Arena der 64 Felder betrat. 1972 ging der Thron für Rußland verloren, aber schon vier Jahre später führten Zänkereien mit der FIDE dazu, daß Fischer zum Revanchekampf mit dem sowjetischen System in der Gestalt des jungen Anatoli Karpow erst gar nicht erschien. Die Krone fiel an die Russen zurück, und seitdem blieb sie fest in ihren Händen respektive auf ihren Köpfen, und wird es wohl für die nächsten Jahre auch sein. Bent Larsen hatte sich nach seinem Karriereknick für lange Zeit mehr oder weniger vom Schach zurückgezogen. Wunden brauchen Abgeschiedenheit, um zu heilen. 1987 in Brüssel gab der Däne jedoch zu verstehen, daß er noch lange nicht zum alten Eisen gehörte. Im heutigen Rätsel der Sphinx schlug er den holländischen Matador Jan Timman in einem hübschen Endspiel. Also, Wanderer, auch ohne KGB kann Schach recht spannend sein: Wie besiegte Larsen mit Weiß am Zuge seinen Kampfgenossen gegen die Allmacht der Russen?



SCHACH-SPHINX/05769: Schreckgespenst des KGB (SB)

Larsen - Timman
Brüssel 1987

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Alexander Aljechins Gespür für latente Schwächen in der Stellung des Gegners ließ ihn leicht die virulenten Kombinationsmöglichkeiten finden, und so auch gegen Max Euwe und dessen fehlerhaften Zug 1...Sf6- h5. Mit 2.Lc4xf7+! Ke8xf7 3.Dc2xc5 Lf8xc5 4.Lf4xe5 Tb8-b5 5.Le5-d6 Lc5- b6 6.b2-b4 Th8-d8 7.Ta1-d1 c6-c5 8.b4xc5 Lb6xc5 wickelte Aljechin vorteilhaft ab und drohte nach 9.Td1-d5! mit weiteren Materialgewinnen. 9...Td8-c8 10.Ld6xc5 nebst 11.Sf5-d6+ vor Augen, gab Euwe den sinnlos gewordenen Kampf sogleich auf.


Erstveröffentlichung am 23. März 2003

08. März 2016


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