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SCHACH-SPHINX/05727: Relikte des Denkens (SB)


Vom Steinzeitalter bis zum Industriezeitalter hatten die Menschen einen langen Weg zu gehen. Viel ist auf dieser Strecke zurückgeblieben und nicht alles, was mitgeschleppt wurde, verdient unseren Respekt. Das Computerzeitalter fegte jedoch mit fast schon gewitterhafter Wut über unsere Köpfe hinweg. In nur wenigen Jahrzehnten wurde eine Epoche nach der anderen abgewickelt. Der Computer, bald verteufelt, bald vergöttert, betrat den Schauplatz der gesellschaftlichen Veränderungen und sorgte in vielen Bereichen für ein rasantes Umdenken - mal zum Besseren, mal zum Absurden hin. Absurd wurde das Ganze dort, wo sich menschliche Gehirne mit der Rechengeschwindigkeit der Chromungetüme unbedingt messen wollten: in der Schachkunst. Zunächst herrschte allgemeines Gelächter vor, doch als der dänische Großmeister Bent Larsen als erster unter den Lachenden verstummen mußte, weil er in einer Partie den kürzeren gezogen hatte und damit zum Relikt des evolutionären Denkprozesses erklärt wurde, staunte man auf, mehr noch: Man begann, sich echte Sorgen zu machen. Als dann auch noch der Weltmeister Garry Kasparow von den Latschen fiel, wurde es zappenduster im menschlichen Denkstübchen. Der Wettlauf mit der "denkenden" Maschine war verlorengegangen. So bleiben den Menschen noch seine Erinnerungen aus den Tagen, wo er unter seinesgleichen spielte und wenigstens den Schein aufrechterhalten konnte, er wüßte, was er tut. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus dem Hirnkasten des deutschen Meisters Richter, der auch wie ein Richter seinen Urteilsspruch über die schwarze Stellung sprach. Also, Wanderer: schuldig oder unschuldig?



SCHACH-SPHINX/05727: Relikte des Denkens (SB)

Richter - Alexandrescu
München 1936

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bobby Fischer zog den Fisch an Land mit 1.Le3xd4 e5xd4 2.Tf1-f6! Kh8- g8 - 2...Lg7xf6 3.e4-e5 - 3.e4-e5 h7-h6 4.Sc3-e2 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 09. Februar 2003

26. Januar 2016


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