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SCHACH-SPHINX/05723: Dunkles Kapitel der Intoleranz (SB)


Daß polnische Meister viel zur Entwicklung und Verbreitung der Schachkunst leisteten, wird in der Regel wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sehr zu Unrecht übrigens. Vielleicht liegt das auch mit daran, daß die höchsten Vertreter des polnischen Schachs zumeist Juden waren, und die Erinnerung an die nahe und nächste Vergangenheit scheint in Europa immer noch eine schmerzliche Wunde zu sein. Daß sich die Schachzunft in den dunklen Jahren des 20. Jahrhunderts nicht unbedingt kollegial hinter ihre jüdischen Mitstreiter gestellt hatte, und daß einige gar die Parolen der Hetze und Verunglimpfung aus dem nationalsozialistischen Sumpf auf ihre eigenen Fahne schrieben, stellt ein bedauernswertes Kapitel in der Geschichte der Schachkunst dar. Namen wie Akiba Rubinstein, Samuel Reshevsky und Miguel Najdorf sind jedoch untrennbar mit der Schachgeschichte bis hinein in unsere Tage verknüpft. Ihr Dienst an der Göttin Caissa war nicht minder leidenschaftlich, aufopfernd und tief. Daher wird im heutigen Rätsel der Sphinx dem Leid sovieler Menschen gedacht, die Opfer wurden des wohl schlimmsten Auswuchses an Intoleranz und Haß, seit Menschen den Erdkreis bevölkern. In der vorliegenden Partie schöpfte Akiba Rubinstein aus seinem schier unermeßlichen Einfallsreichtum. Hätte nicht ein körperliches Leiden seinem Schaffensdrang oft einen Riegel vorgeschoben, Rubinstein wäre mit Sicherheit in weitaus mehr Turnieren auf die vorderen Plätze gekommen. Stellungen diesen Typs, in denen eine explosive Kombination steckte, kamen bei ihm häufiger vor. In seiner Partie gegen Richard Teichmann zerschlug er die schwarze Stellung mit einigen wuchtigen Hämmerschlägen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05723: Dunkles Kapitel der Intoleranz (SB)

Rubinstein - Teichmann
Wien 1908

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Hübner hatte die schwarzen Remisressourcen durchgerechnet und geglaubt, daß sein kubanischer Kontrahent Nogueiras nach 1.c5-c6 forciert verlieren müßte. Dieser dachte jedoch gar nicht daran, ein Remis in einem langen und sicherlich hoffnungslosen Endspiel zu suchen, sondern brachte sich nach 1...Tc7xc6! 2.Tb6xb7+ Kg7-g6 3.Tb7- b6 Kg6-h5!! in eine Pattposition, die nach 4.Tb6xc6 sofort entsteht.


Erstveröffentlichung am 05. Februar 2003

22. Januar 2016


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