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SCHACH-SPHINX/05053: Am Anfang stand die Idee (SB)


Am 5. August 1895 veranstalteten der Hastingser Schachclub und der St. Leonards Chess Club in ihrer Stadt ein Turnier, woraus sich in den Folgejahren eines der größten Ereignisse des schachlichen Wettkampfes entwickeln sollte. 22 Meister trafen seinerzeit zusammen, darunter die großen Stilisten des alten Kombinationsstils sowie die modernen Vertreter des Positionsspiels. Schon vor Beginn des Turniers hatte das Frankfurter Schachblatt darüber geschrieben: "Dieses Turnier ist das bedeutendste, das jemals stattgefunden hat. Wer aus ihm überlegen als Sieger hervorgeht, muß als der stärkste Spieler der Welt anerkannt werden." Unerwarteter Sieger dieses Treffens wurde der Amerikaner Harry Nelson Pillsbury. Sein Erfolg rief um so mehr Verwunderung hervor, als Pillsbury erstmals an einem Turnier mit internationaler Konkurrenz teilgenommen hatte. Erinnerungen an das amerikanische Genie Paul Morphy spukten plötzlich in den Köpfen aller. Die Erwartungen an ihn waren jedoch zu hoch geschraubt. Zwar blieb Pillsbury noch für viele Jahre bis zu seinem frühen Tod 1906 mit an der Spitze, aber einen überragenden, weltmeisterlichen Erfolg konnte er nicht verbuchen. Aber etwas anderes war in Hastings geboren worden, wenngleich 24 Jahre vergehen mußten, ehe dort zum zweiten Male ein Meisterturnier stattfand, das sogenannte "Victory Tourney", dessen Sieger der Kubaner José Capablanca war. Im Oktober 1922 traf man sich zum dritten Mal in der englischen Stadt. Diesmal war es der russische Meister Alexander Aljechin, der sich den ersten Platz erkämpfte. Vom Dezember desselben Jahres an, nur vom Jahr 1945 unterbrochen, organisierten die beiden Schachclubs seitdem jedes Jahr die Weihnachtsturniere in Hastings. Bis auf den heutigen Tag hat sich an dieser schönen Schachtradition nichts geändert. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt zwar nicht aus den Hastingser Turnieren, sondern aus einem Moskauer Turnier, doch deren Protagonisten waren nicht minder bestrebt, Schachgeschichte zu schreiben: Michail Botwinnik und Mark Taimanow. Letzterer hatte mit den schwarzen Steinen zuletzt mit 1...Dd7-c6? einen großen Fehler gemacht, den Botwinnik mit einem gekonnt dramaturgischen Schlußstrich bestrafte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05053: Am Anfang stand die Idee (SB)

Botwinnik - Taimanow
Moskau 1953

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Unsterblichen Ruhm erntete der amerikanische Meister Isaak Kashdan für seine Partie gegen seinen Landsmann Siff, die durch die berauschende Schlußkombination 1...Sh5-g3+ 2.Kh1-h2 Sg3-f1+ 3.Kh2-h1 Df4-h2+!! 4.Sf3xh2 Sf1-g3# zu den schönsten der Welt zählt.


Erstveröffentlichung am 12. Juni 2001

19. März 2014





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