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SCHACH-SPHINX/04977: Das 7. Siegel (SB)


Der Ritter Antonios Block begegnet am Morgengrauen am Ufergestade, wo er und sein Knappe ihre Lagerstatt aufgeschlagen hatten, dem Tod. Antonios' Zeit ist gekommen, doch ehe ihn der Tod zu sich nimmt, schlägt ihm der Ritter eine Wette vor. Wenn er eine Partie Schach siegreich beenden könnte, so die Vereinbarung, müsse ihn der Tod freigeben. Der Tod findet Gefallen an der Wette. Die Partie Schach wird mit Unterbrechungen gespielt. Sind einige Züge ausgetragen, ziehen sich die Spielenden zurück, um ihre nächsten Manöver vorzubereiten. Antonios und sein Knappe sind von einem Kreuzzug aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Doch ihre Heimat ist von der Pest befallen. Von den Küsten zum Landesinneren hin breitet sich der schwarze Tod aus. Auf dem Rückweg zu seiner Burg begegnet Antonios menschlichem Leid und gefährlicher Dummheit. Jetzt, wo der Tod, nach ihm greift, quälen ihn tiefe Zweifel an der Wahrhaftigkeit Gottes. Aus dem Leben der Menschen verstoßen - "ich gehöre nicht zur menschlichen Gemeinschaft" - will er "Gewißheit" und "hinter Gottes Pforten blicken". Antonios verzweifelt an der grausamen und sinnlosen Welt. Auf seiner Suche nach der letzten Erkenntnis sammelt er eine kleine Gemeinschaft um sich: ein Gaukler-Ehepaar mit Kind, ein Schmied samt Gattin und die einzige Überlebende eines pestverseuchten Dorfes. Als der Tod zum Spiel erscheint, macht Antonios seinen letzten entscheidenden Zug und verliert. Der Aufschub ist verwirkt. Auf die Frage, ob denn der Tod vielleicht von Gottes Existenz wisse, bekennt dieser, daß er unwissend sei und keine Geheimnisse habe. Das nächste Mal, wenn er komme, erklärt der Tod, werde er Antonios holen und alle, die dann bei ihm sein werden. Der Gaukler, der seherische Fähigkeiten besitzt, sieht den Tod bei Antonios sitzen und flieht mit seiner Familie durch den dunklen Wald. In seiner Burg angekommen, erfährt Antonios, daß bis auf seine Frau alle Bediensteten vor der Pest geflohen sind. Beim Abendmahl erscheint dann der Tod, und in diesem letzten Lebensaugenblick tritt jeder einzelne dem Tod mit einer individuellen Haltung entgegen. Der Knappe zeigt sich philosophisch und erklärt, daß er fortan schweigen werde, aber nur unter Protest. Antonios selbst beklagt auch zuletzt, daß er in Zweifeln sterben muß. Seine Gemahlin heißt den Tod als Gast willkommen und auch der Schmied und dessen Frau verbeugen sich ehrfurchtsvoll. Am demutsvollsten hingegen ist das Dorfmädchen, das sich hinkniet und als Opfer anbietet. Der Tod faßt sie alle an und zieht die Gruppe im Totentanz hinter sich her. Also, Wanderer, wie gelang dem Tod im heutigen Rätsel der Sphinx mit den weißen Steinen nach dem letzten Zug des Ritters 1...Dc7-a5 ein Matt in vier Zügen?



SCHACH-SPHINX/04977: Das 7. Siegel (SB)

Gevatter Tod - Antonius
Frühes Mittelalter

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Klaus Darga hatte die weiße Stellung bereits derart kompromittiert, daß der Läuferzug 1...Lb2-c3! seinen Kontrahenten Christian Clemens bereits zur Aufgabe zwang, denn nach 2.Dd2xc3 wäre 2...Dg1xf2# mit Matt gefolgt, und wer möchte schon ohne Dame in aussichtsloser Stellung weiterspielen.


Erstveröffentlichung am 20. Mai 2001

02. Januar 2014





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