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SCHACH-SPHINX/04969: Hundert Augen eingeschläfert (SB)


Wir erinnern uns an den hundertäugigen Riesen aus der antiken Mythologie namens Argus, von dem heute das geflügelte Wort 'mit Argusaugen wachen' herstammt. Laut der Kunde des römischen Dichters Ovid hatte Argus von der eifersüchtigen Gemahlin des obersten Gottes Zeus, nämlich Hera, den Auftrag bekommen, die in eine Kuh verwandelte Geliebte ihres Gatten, Io mit Namen, zu bewachen. Zeus schickte jedoch seinen Sohn Hermes, der, auf einer Rohrflöte singend, den wachenden Argwohn von Argus einschläferte und ihn schließlich tötete. Hera sammelte die Augen ein und legte sie einem Vogel aufs Gefieder, dem Pfau. Blutig sind die Eifersüchteleien, der Zorn, der Neid, der Groll der antiken Götter, und ehe sie selbst der Zeit zum Opfer fielen, rotteten sie die alte Welt, aus der sie selbst stammten, gnadenlos aus und warfen sie so ins Dunkel des Vergessens. Nur mehr Erinnerungen und Fragmente sind der Nachwelt erhalten geblieben. Argus und seine Augen sind ein Teil davon. Argusäugig ging es auch in der Partie zwischen den Meisterinnnen Chugaschwili und Tichimirowa zu, wobei die Flöte und der Stab des fußgeflügelten Hermes in den Händen Chugaschwilis lagen, denn diese schläferte nach altem Vorbild ihre Gegnerin ein und beendete die Partie mit einer verblüffend schönen Wendung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04969: Hundert Augen eingeschläfert (SB)

Chugaschwili - Tichimirowa
Tiflis 1961

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Tals magischer Blick fand in der Stellung leicht die zum Gewinn führende Kombination. Brennpunkt seiner Gedanken war der ungedeckte Läufer auf e6 und der Mattangriff auf h7. Also zauberte Tal: 1.Te1xe5! f6xe5 2.Sf3-g5 Lg7-f6 3.Sg5xe6. Sein Kontrahent Timman sah keine Notwendigkeit, sich nach 3...Lf6xh4 4.Se6xc7 in ein hoffnungsloses Dilemma hineinquälen zu lassen und gab auf.


Erstveröffentlichung am 16. Mai 2001

25. Dezember 2013





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