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SCHACH-SPHINX/04803: Der eiserne Armenier (SB)


"Meine Spielweise wurde im wesentlichen vom Schaffen Capablancas und Nimzowitschs beeinflußt", so antwortete Tigran Petrosjan einst auf die Frage eines Reporters nach den Eigenheiten seines Stils und fügte im klassischen Schachlatein hinzu: "Gegenwärtig bevorzuge ich einen komplizierten strategischen Kampf, bei dem Elemente eines Manöverspiels dominieren." So wie seine Antwort waren auch seine Partien. Für seine Gegner gab es nur selten etwas Konkretes zu greifen. Petrosjan besaß darüber hinaus ein geradezu paranoides Gespür für Gefahren. Er witterte einfach alles. Selbst versteckteste Pointen roch er zehn Züge vorher. Und kam er doch einmal in eine bedrückte Position, so war er ein Fuchs im Erspähen der kleinsten Lücken zum Entkommen. Kein Wunder also, daß er sich den Namen "der eiserne Tigran" erwarb. Weil er in seinen besten Jahren fast nicht zu besiegen war, sagte man, ein Erfolg gegen Petrosjan gliche der Unmöglichkeit, auf die Rückseite des Mondes zu blicken. Im heutigen Rätsel der Sphinx bezwang er seinen Landsmann Tolusch mit der für ihn charakteristischen Gradlinigkeit. Die Eröffnung behandelte er solide, im Mittelspiel baute er unmerklich seine Vorteil auf, und wenn sich Gelegenheiten taktischer Art anboten, schlug er vernichtend zu. Also, Wanderer, Petrosjan spielte mit den weißen Steinen. Daß sein Zentrumsspringer angegriffen wurde, kümmerte ihn nicht. Er war in seinen Gedanken mit einem ganz anderen Ziel beschäftigt.



SCHACH-SPHINX/04803: Der eiserne Armenier (SB)

Petrosjan - Tolusch
UdSSR 1950

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Naheliegende kann manchmal grundfalsch sein. So hätte Fischer nach 1...Tg5xg2+ nicht 2.Kg1xf1 schlagen dürfen wegen 2...Tg2xh2! 3.Dh7-f7 Th2-h1+ und Problemen an allen Fronten. Auch 3.Se6xc7 Th2xh7 hätte nichts daran geändert. Rettung versprach nur der ungewöhnliche Zug 2.Kg1-h1!, worauf Tal mit 2...Dc7-e5 3.Ta1xf1 De5xe6 4.Kh1xg2 De6-g4+ Dauerschach erzwang.


Erstveröffentlichung am 23. März 2001

12. Juli 2013





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