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SCHACH-SPHINX/04704: Gewisse Dinge verjähren nie (SB)


Igor Kortschnoj war 20 Jahre alt, als er am 19. Dezember 1979 von einem Gericht in Leningrad wegen Wehrdienstverweigerung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Als Sohn des in die Schweiz geflüchteten Viktor Kortschnoj traf ihn seinerzeit der Zorn des Sowjetregimes. Daß man ihn als "besonders gefährlichen Verbrecher" aburteilte, war reine Schikane, die die Weltöffentlichkeit auch als solche brandmarkte. Igor allerdings bezahlte die Haft unter denkbar menschenunwürdigen Verhältnissen mit schweren gesundheitlichen Schäden. Erst Jahre später durfte er, an Leib und Seele gebrochen, mit seiner Mutter das Land verlassen. Wenn die Zeit über solche Ereignisse hinweggeht, geraten sie in der Regel rasch in Vergessenheit. Allein Kortschnoj hatte jahrelang mit verbitterten Kommentaren und verbalen Protestnoten auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen. Schweigen ist die größte Mitschuld. 20 Jahre ist es nun her, daß ein junger Mensch unter den Mühlstein einer Justiz geriet, die Rache nehmen wollte am Sohn, weil der Vater ein elementares Freiheitsrecht in Anspruch genommen hatte. Zur Erinnerung an dieses "Verbrechen" wird im heutigen Rätsel der Sphinx eine Partie seines Vaters aus dem Weltmeisterschaftskampf in Baguio City vorgestellt. Titelverteidiger Anatoli Karpow hatte zuletzt 1...Te1-d1+ gezogen. Kortschnoj beendete die Partie mit einer charmanten Wendung. Also, Wanderer, kein Unrecht darf vergessen werden!



SCHACH-SPHINX/04704: Gewisse Dinge verjähren nie (SB)

Kortschnoj - Karpow
Baguio City 1978

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Bobby Fischer ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, die Partie gegen Max Euwe nach 1...Lg7-d4 mit 2.Tb7-c7+ Kc4-d3 3.Tc7xc3+ Kd3xc3 4.Lb8- e5! krönend abzuschließen. Der holländische Ex-Weltmeister gab auf, denn nach 4...Ld4xe5 5.a6-a7 hätte der Freibauer entschieden.


Erstveröffentlichung am 18. Februar 2001

04. April 2013





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