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SCHACH-SPHINX/04654: Schwebend zwischen Chaos und Leere (SB)


Das Gedächtnis war eine fabelhafte Erfindung. Es erinnert uns daran, wie vergeßlich wir doch sind. Ein Blick, eine Trübung des Szenarios, und schon entflieht der Gedanke, der uns eben noch so lebhaft beschäftigt hatte, in die Irrungen und Wirrungen des Alltäglichen. Bedauerlich zumindest für all jene, die ohne Gedächtnisakte so ziemlich aufgeschmissen sind - gemeint sind insbesondere die Herren Schachdenker. Doch sie haben sich schon seit längerem einen Trick einfallen lassen, um der Misere Herr zu werden: die Modevarianten. Alle Welt spielt im Rahmen einer stillschweigenden Übereinkunft dieses und jenes Abspiel, beackert es, läßt den geistigen Weizen sprießen, verdirbt den letzten Humusboden, bis es, Wüste geworden, zu den Akten gelegt wird. Der Nutzen dieses Schulterschlußes ist unübersehbar. Solange die Mode die Tracht vorgibt, kennt man sich in seiner Garderobe bestens aus. Überraschungen sind selten, und dem trügerischen Vergessen ist die Spitze genommen. Gestehen wir es doch schamlos ein, nur in der erstickenden Wiederholung gibt es Kenner der Materie. Auf fremdem Terrain wird auch aus dem Großmeister ein Winzling, schwebend zwischen Chaos und Leere. Und damit ab zum heutigen Rätsel der Sphinx, wo der deutsche Großmeister Siegbert Tarrasch, der die schwarzen Steine führte, eine böse Abfuhr erhielt. Also, Wanderer, was hatte der große Lehrmeister der Theorie übersehen?



SCHACH-SPHINX/04654: Schwebend zwischen Chaos und Leere (SB)

von Holzhausen - Tarrasch
Frankfurt a. Main 1912

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Viktor Kortschnoj wünschte sich am Zug zu sein, denn dann bräuchte er nach 1.Th8xh6+! Kg6xh6 - 1...g7xh6 2.Db8-g8+ Kg6-f6 3.Dg8-f8+ mit Damengewinn - 2.Db8-h8+ Kh6-g6 3.Dh8-h5+ Kg6-f6 4.g4-g5+ nicht aufzugeben.


Erstveröffentlichung am 02. Februar 2001

13. Februar 2013





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