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SCHACH-SPHINX/04570: Schmeichelhafter Unsinn aus den Fakultäten (SB)


Über Schachmeister erzählt man sich ja die größten Heldentaten, insbesondere wenn es um die ominösen Gedächtnisfertigkeiten geht. Ein Schachspieler, so der geschwätzige Volksmund, könne immens weit in eine Stellung hineinrechnen und die so gewonnenen Erkenntnisse mit einer dritten, vierten oder fünften Gedankenkette korrelieren lassen. Bei soviel schwindelerregendem Unsinn bleibt einem Meister ja nichts anderes übrig, als mit dem Kopf zu nicken und darauf zu hoffen, daß niemand eine ernsthafte Probe verlangt. Es klingt natürlich schmeichelhaft, was Eva Schmidt-Heinrich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vor Jahren so bewundernswert an Schachspielern fand, nämlich daß ihre Konzentrationsfähigkeit es ihnen erlaube, "Denkvorgänge bei mehrfach geteilter Aufmerksamkeit" im Kopf laufen zu lassen. Es wäre schon eine Meisterleistung, wenn man sich unter diesem Fachgesimpel überhaupt etwas vorstellen könnte. Mehrfach geteilte Aufmerksamkeit, o Himmel, was soll das sein? Wenn Schachmeister ihre ohnehin flüchtigen Gedanken parallel auf verschiedene Bahnen schicken würden, wer sollte dann die Partie zu Ende spielen? Keiner dieser Flüchtlinge käme je zurück, und was als "Einfall" wieder in den Hirnkasten zurücktrudeln würde, nun ja, hinterher kann man immer behaupten, daß man ihn zur Erforschung der Stellung ausgeschickt hatte. Also, Wanderer, auf einfacher Bahn gedacht: Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Meister Unzicker mit Schwarz am Zuge nur einen Gedanken im Sinn!



SCHACH-SPHINX/04570: Schmeichelhafter Unsinn aus den Fakultäten (SB)

Honfi - Unzicker
Bad Wörishofen 1991

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Was ist schon eine Dame wert, wenn man statt dessen unsterblichen Ruhm erlangen kann? Das mag sich vielleicht auch Meister Steiner gefragt haben, denn nach 1.e3xf4 ließ er die holde Weiblichkeit im Regen stehen und spielte 1...Ta8-e8!! Meister Eliskases hielt sich an den Grundsatz, daß Nehmen seliger sei als Geben, allein, das Stehlen war übelberaten, denn nach 2.f4xg5 Se4xc5+ 3.Ke1-d1 Sc5xb3 4.Sd4xb3 Lh3-g2 5.Sb3-d4 Lg2xh1 6.f3-f4 Te8-e4 7.Lc1-b2 Tf8-e8 war der Ruhm segensreicher als der Griff zur Dame.


Erstveröffentlichung am 05. Januar 2001

21. November 2012





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