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SCHACH-SPHINX/03390: Eine Eintagsfliege, ein Fossil! (SB)


Michael Botwinnik war sicherlich keiner, der die Kirche ums Dorf trug. Allüren machen, romantisches Gehabe oder gar Nostalgie fühlen zu überkommenen Werten - all das war ihm abgrundtief fern. Botwinnik empfand sich als Vorreiter der Wissenschaftlichkeit im Schachspiel. Sein Kunstverständnis stand erst an zweiter Stelle. Eine Partie konnte künstlerisch wirken, wenn sie aber nicht auf rein wissenschaftlich greifbaren, also verstandesmäßigen Füßen stand, war sie kaum mehr als ein Glückswurf für ihn, eine Eintagsfliege, ein Fossil! So schrieb denn auch Alexander Aljechin einst über ihn: "Botwinnik hat alle Chancen, in den nächsten Jahren Weltmeister zu werden." Er sollte es nicht mehr miterleben, aber seine Worte hatten dennoch etwas Prophetisches, denn Botwinnik löste ihn tatsächlich auf dem Thron ab. Im heutigen Rätsel der Sphinx bewies Botwinnik Talent und Ehrgeiz und Genauigkeit des Spiels, indem er mit den schwarzen Steinen sehr eindrucksvoll und effektiv einen Bauerndurchbruch auf zwei Flügeln inszinierte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03390: Eine Eintagsfliege, ein Fossil! (SB)

Kotow - Botwinnik
UdSSR 1955

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wo die Materie ihre Grenzen verliert und damit ihren Halt, da erst erwacht die Freiheit: 1.a7-a8+! Kb7xa8 2.Kd6-c7 Le4-f3 3.g3-g4! und Schwarz gab auf, denn nach 3...h5xg4 4.h4-h5 war der weiße h-Bauer nicht aufzuhalten, ohne daß die Kontrolle des Feldes b7 beibehalten wurde.


Erstveröffentlichung am 25. Dezember 1999

21. Oktober 2010