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SCHACH-SPHINX/02798: Launen einer Schicksalsmacht (SB)


Niemand hat seine Nerven wirklich im Griff, und gerade wenn er sie am dringendsten benötigt, spielen sie Purzelbäume. In der Geschichte der Weltmeisterschaftskämpfe hat es viele Patzer, Pannen und Probleme gegeben. Leicht ließen sich mehrere Bücher über die versäumten Gelegenheiten schreiben, die dem Titelverteidiger oder dem Herausforderer entgangen sind. Sieg oder Niederlage auf solch hoher Ebene, wenn beide Spieler über Wochen in einer Art Zangenbewegung nervlichen Extrembelastungen ausgesetzt sind, gleichen ihre Partien mitunter dem Würfelspiel einer launischen Schicksalsmacht. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise aus dem WM-Kampf zwischen Anatoli Karpow und Jan Timman in Amsterdam/Djakarta 1993 setzte der Russe nunmehr fehlerhaft mit 1.Td3-h3? fort, gewann jedoch dennoch, weil Timman nach 1...Lg1-d4 2.Th3xh5 Ld4-f6 3.Th4xf5 Ta1-a4 4.Ke2-d3 Kf8-e8 5.Ld2-g5! die von Ludek Pachman angegebene Remisfolge 5...Lf6xg5! 6.Tf5xg5 Sd7-f6 am Brett nicht fand. Pech gehabt, sagt man in solchen Fällen lapidar. Später entdeckten Viktor Kortschnoj und Joel Lautier allerdings, daß Karpow in der vorliegenden Diagrammstellung glatt eine Gewinnfolge übersehen hatte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02798: Launen einer Schicksalsmacht (SB)

Karpow - Timman
Amsterdam 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Und in der Tat, der ungarische Großmeister Pinter wurde vom Königsgambit regelrecht überrumpelt: 1.Dd2xf4! Dd8-d7 - noch das Beste - 2.Df4-e5+ Sg8-e7 3.Sc3-e4! - natürlich wird der Turm verschmäht - 3...0-0-0 4.Lc1-f4 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 17. Juni 1999

05. April 2010