Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/02738: Wachsende Denkfaulheit (SB)


Gewiß, in der alten Zeit gingen die Spieler ohne viel Wissenschaftlichkeit an ihre Partien. Sie waren größtenteils Stegreif- Artisten, die unvorbereitet ihre Züge direkt am Brett wählten. Von den langen Varianten bestimmter Mode-Eröffnungen, die heutzutage in den Köpfen selbst der Bezirksspieler kreisen, wußten sie nichts. Improvisationstalent war die größte Gabe jener Altvordern, die sich ihre Pläne und Strategien erst mühsam zusammenzimmern mußten. Dafür war jeder ihrer Züge reine 'Handarbeit', kein Instant-Gemisch oder ein gedanklicher Fastfood-Happen. Fragt man in unseren Tagen jemanden, warum er diesen oder jenen Zug spielt, wird er, wenn er ehrlich ist, eingestehen, daß es so in den Theoriewerken steht. Natürlich ist das nicht die Regel, aber eine doch zumindest wachsende Gleichgültigkeit hinsichtlich eigener Gedankenarbeit. Auf diesem Wege belauert der eine den anderen, in der Hoffnung, beim geringsten Abweichen von der edlen Buchvariante sofort zuschlagen zu können. Im heutigen Rätsel der Sphinx bedienten sich die beiden Akteure freilich ihrer eigenen Geistesblitze. Allerdings hatte Schwarz bei seinem letzten Zug 1...Sf6- e4? eine gewinnbringende Pointe des Anziehenden übersehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02738: Wachsende Denkfaulheit (SB)

Sutowski - Nisipeanu
Medellin 1996

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz hatte bedauerlicherweise nichts Böses geahnt, als er sich zu 1...Lf6xc3? entschloß. Nichtsdestotrotz mußte er sich nach 2.Sf3-g5+! sofort geschlagen geben, denn 2...h6xg5 3.Dd1-h5+ führt zum Matt und 2...Kh7-h8 3.Sg5xe6 Dc7-d6 4.Se6xf8 kostet zuviel Material.


Erstveröffentlichung am 30. Mai 1999

16. März 2010