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BUNDESLIGA/523: Männer - 8. Runde (SB)


Tag voller Überraschungen


Der 8. Spieltag brachte endlich Bewegung in die Tabellenspitze. Baden-Baden machte einen Ausfallschritt nach vorne und Solingen konnte nicht mithalten.

Einen Dämpfer erhielt der amtierende Champion ausgerechnet vom Team aus Schwäbisch Hall, das den mächtigen Rivalen in einer kritischen Phase der Meisterschaft, obwohl nominell an praktisch allen Brettern schwächer besetzt als die Konkurrenz, zu Fall brachte. Die Schwaben rückten so auf Platz 4 vor und können jetzt sogar auf einen Podiumsplatz spekulieren, während die Klingenstädter beim Unternehmen Titelverteidigung nunmehr alles aus dem Weg räumen müssen, um gegen Baden-Baden vielleicht noch einen Stichkampf austragen zu können.

Schon am Spitzenbrett war erkennbar, daß beide Mannschaften auf Sieg ausgingen. Für Solingen spielte kein Geringerer als der Weltranglisten-Zehnte Anish Giri gegen den Europameister Ernesto Inarkiev. Nach einer Phase des Lavierens stand das Brett plötzlich in Flammen. Giri, der einen riskanten Plan verfolgte, stand mit drei Bauern in der Kreide und mußte als Nachziehender ganz auf Angriff gehen. Dabei kam ihm zugute, daß Inarkiev in Zeitnot geriet und praktisch auf seine Bonus-Bedenkzeit zurückgreifen mußte. Als er noch eine Handvoll Züge von der Zeitkontrolle entfernt war, besaß er zwar eine Qualität mehr, aber sein König stand unsicher. Doch auch Giri war sich nicht sicher, ob seine Attacke wirklich durchschlagen würde, und bot daher Remis an, was Inarkiev sicherheitshalber annahm.

Auch die Begegnung am letzten Brett zwischen Alexander Naumann für Solingen und Frank Zeller, der nach Verwicklungen zwei Mehrbauern hatte, dafür aber eine zersplitterte Stellung besaß, deutete auf einen wilden Kampf. Doch nachdem beiderseits gute Chancen vergeben wurden, endete auch diese Partie mit einem Remis. In der Zwischenzeit schlossen auch die Partien zwischen Borki Predojevic und Peter Michalik und Erwin L'Ami gegen Anthony Wirig mit einer Punkteteilung ab. Freude bei den Schwaben kam auf, als Tigran Gharamian seinen holländischen Kontrahenten Robin van Kampen, der die Qualität geben mußte, schließlich zur Aufgabe zwang. In dem Moment ahnten die Klingenstädter, daß der Wettkampf anders ausgehen könnte als erhofft.

Drei Partien waren noch zu spielen, aber Pentala Hariskrishna konnte seine Vorteile in einem Springerendspiel gegen Maxim Matlakov nicht verwerten, und als auch Pedrag Nikolic sein Turmendspiel gegen Mathias Womacka nicht zu einem Sieg verdichten konnte, ruhten die Solinger Hoffnungen ganz auf Markus Ragger, der gegen Viktor Laznicka einen Bauern mehr hatte, aber auf einen Gegner traf, der nach sieben Stunden Spielzeit und 126 Zügen stets die beste Verteidung fand und so die Überraschung des Tages perfekt machte: Schwäbisch Hall schlug Solingen mit 4,5:3,5.

Das Nachbarschaftsduell zwischen Dresden und Mühlheim endete insofern überraschend, als niemand mit einer deutlichen 1,5:6,5-Niederlage Mühlheims gerechnet hatte. Nach der Schlappe vom Vortag gegen Schwäbisch Hall folgte die Ernüchterung gegen den Gastgeber Dresden. Die Doppelniederlage am Wochenende war zwar betrüblich, aber da Mülheim bis dahin gut in die Saison gestartet war, konnte trotz des Debakels ein 6. Platz in der Tabelle gehalten werden, während sich Dresden auf Rang 9 verbesserte.

Baden-Baden frohlockte im Kulturhaus in der Lichtentaler Allee, als die Kunde von der Solinger Niederlage durchsickerte. Der Hauptrivale war gestrauchelt, während Baden-Baden selbst keine Probleme hatte, Aufsteiger Aachen mit 6,5:1,5 in die Wüste zu schicken. Mit zwei Punkten Vorsprung vor Solingen läßt sich die Zukunft besser gestalten.

Parallel dazu kam es in Baden-Baden zum Duell der beiden Abstiegskandidaten Trier und Speyer-Schwegenheim, das die Pfälzer, die dringender noch als Trier Punkte gegen den Abstiegssog benötigten, verloren. Neben etlichen Remisen wurden nur zwei Partien entschieden. Da Mircea-Emilian Parligras und Andrei-Nestor Cioara jedoch für Trier spielten, nahmen sie den 5:3-Erfolg mit nach Hause. Speyer-Schwegenheim fiel auf Platz 12, Trier konnte mit Rang 10 etwas Abstand zur Abstiegszone schaffen.

Anders als in der Fußballbundesliga denkbar bezwang Werner Bremen am Sonntag Bayern München klar mit 6,5:1,5. Für das Team aus dem Norden hat sich die Reise nach München auf jeden Fall gelohnt. Bereits am Vortag gewannen die Bremer gegen MSA Zugzwang mit dem gleichen Ergebnis und können mit Rang 5 in der Tabelle gut leben.

Es war ein Tag der Überraschungen, denn beim Parallelwettkampf zwischen Hamburg und MSA Zugzwang gelang dem nach Strich und Faden unterlegenen Münchner Team doch tatsachlich ein 4:4, das für die Hanseaten noch glücklich ausfiel, da erst Jonas Lampert in einem Endspiel mit Turm und Läufer gegen den Turm von Erasmus Gerigk den Ausgleich herstellte.

Und der Reigen der Überraschungen setzte sich in Griesheim fort, denn auch Hockenheim mußte gegen die Schachfreunde Berlin einen Mannschaftspunkt liegenlassen, womit die letzten noch verbliebenen Außenseiterchancen auf den Titel wohl begraben sein dürften. Das andere Team aus der Bundeshauptstadt hatte soviel Glück nicht. Gegen Gastgeber Griesheim verlor der SK König Tegel trotz starken Widerstands mit 3:5.


Runde 8, am 19.2.2017

SV Werder Bremen - FC Bayern München 6,5:1,5

McShane, Luke - Bezold, Michael 10
Bluebaum, Matthias - Fedorovsky, Michael 1:0
Hracek, Zbynek - Dragnev, Valentin 1:0
Babula, Vlastimil - Johansson, Linus 1:0
Werle, Jan - Lindgren, Philip 0,5:0,5
Markgraf, Rolf-Alexander - Schenk, Andreas 1:0
Fish, Gennadij - Belezky, Alexander 0,5:0,5
Koop, Thorben - Meister, Peter 0,5:0,5


Hamburger SK - MSA Zugzwang 4:4

Grandelius, Nils - Bromberger, Stefan 0:1
Bauer, Christian - Kindermann, Stefan 0,5:0,5
Svane, Rasmus - Hertneck, Gerald 1:0
Ernst, Sipke - Zysk, Robert 0:1
Lampert, Jonas - Gerigk, Erasmus 1:0
Kollars, Dmitrij - Hoffmeyer, Falk 0,5:0,5
Carlstedt, Jonathan - Eichler, Christoph 0:1
Heinemann, Thies - Lammers, Markus 1:0


Schachfreunde Berlin - SV Hockenheim 4:4

Piorun, Kacper - Howell, David 0,5:0,5
Vocaturo, Daniele - Buhmann, Rainer 0,5:0,5
Kraemer, Martin - Saric, Ivan 0,5:0,5
Mista, Aleksander - Wagner, Dennis 0:1
Jakubowski, Krzysztof - Moiseenko, Alexander 0,5:0,5
Lauber, Arnd - Baramidze, David 0:1
Baldauf, Marco - Braun, Arik 1:0
Thiede, Lars - Boguslawski, Oleg 1:0


SK König Tegel - SV Griesheim 3:5

Stern, Rene - Georgiadis, Nicolas 0:1
Rabiega, Robert - Krassowizkij, Jaroslaw 1:0
Richter, Michael - Tazbir, Marcin 0:1
Muse, Mladen - Jarmula, Lukasz 0:1
Bruedigam, Martin - Walter, Stefan 0,5:0,5
Fruebing, Stefan - Baskin, Robert 1:0
Sarbok, Torsten - Nothnagel, Holger 0:1
Muse, Drazen - Spitzl, Vinzent 0,5:0,5


SG Trier - Speyer-Schwegenheim 5:3

Erdos, Viktor - Neiksans, Arturs 0,5:0,5
Lupulescu, Constantin - Feller, Sebastien 0,5:0,5
Parligras, Mircea-Emili - Kantans, Toms 1:0
Gledura, Benjamin - Meskovs, Nikita 0,5:0,5
Goloshchapov, Aleksander - Kovacs, Gabor 0,5:0,5
Gonda, Laszlo - Shytaj, Luca 0,5:0,5
Kolbus, Dietmar - Commercon, Simon 0,5:0,5
Cioara, Andrei-Nestor - Mager, Denis 1:0


DJK Aachen - OSG Baden Baden 1,5:6,5

van Foreest, Jorden - Svidler, Peter 0:1
Donchenko, Alexander - Kasimdzhanov, Rustam 0,5:0,5
Swinkels, Robin - Bacrot, Etienne 0:1
Burg, Twan - Shirov, Alexei 0,5:0,5
Hoffmann, Michael - Naiditsch, Arkadij 0:1
Braga, Fernando - Movsesian, Sergei 0:1
Braun, Christian - Meier, Georg 0:1
van Foreest, Lucas - Gustafsson, Jan 0,5:0,5


SG Solingen - SK Schwäbisch Hall 3,5:4,5

Giri, Anish - Inarkiev, Ernesto 0,5:0,5
Harikrishna, Pentala - Matlakov, Maxim Sergeev 0,5:0,5
Ragger, Markus - Laznicka, Viktor 0,5:0,5
Van Kampen, Robin - Gharamian, Tigran 0:1
Predojevic, Borki - Michalik, Peter 0,5:0,5
L'Ami, Erwin - Wirig, Anthony 0,5:0,5
Nikolic, Predrag - Womacka, Mathias 0,5:0,5
Naumann, Alexander - Zeller, Frank 0,5:0,5


SV Mülheim Nord - USV Dresden 1,5:6,5

Landa, Konstantin - Gajewski, Grzegorz 0:1
Levin, Felix - Socko, Bartosz 0:1
Zelbel, Patrick - Maiwald, Jens-Uwe 0:1
Hausrath, Daniel - Vogel, Roven 0,5:0,5
Saltaev, Mihail - Neef, Maximilian 0:1
Warmerdam, Max - Boensch, Uwe 0:1
Zwirs, Nico - Gauglitz, Gernot 1:0
Buckels, Valentin - Hoffmann, Paul 0:1


 Stand nach der 8. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden Baden
SG Solingen
SV Hockenheim
SK Schwäbisch Hall
SV Werder Bremen
SV Mülheim Nord
Hamburger SK
Schachfreunde Berlin
USV Dresden
SG Trier
DJK Aachen
Speyer-Schwegenheim
SV Griesheim
FC Bayern München
SK König Tegel
MSA Zugzwang
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
16
14
13
13
10
10
9
8
8
6
5
5
4
3
2
2
49  
44  
40  
39  
37,5
31,5
34  
34  
33,5
29,5
27  
26  
24  
22,5
20,5
20  

21. Februar 2017


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