Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


BUNDESLIGA/519: Herren - 6. Runde (SB)



Es wird eng im Tabellenkeller

Nach einer sehr kämpferischen 5. Runde ging es am Sonntag zur 6. Runde längst nicht mehr so turbulent zu. In Hockenheim, Aachen, Dresden und Mülheim setzten sich die Favoriten ohne jede Ausnahme durch, mit der Folge, daß es im Tabellenkeller und auf den Abstiegsplätzen ziemlich eng zugeht.

Nachdem Baden-Baden Hockenheim in der vorangegangenen Runde in die Schranken verwiesen hatte, konnten die Kurstädter gegen Griesheim locker aufspielen. Die Hessen waren an allen Brettern Zwerge verglichen mit dem Starensemble ihrer Gegner, so daß die 0,5:7,5-Niederlage, vielleicht nicht in dieser Höhe, am Ende nicht unerwartet kam. Einen Kantersieg für Baden-Baden verhinderte letztlich Nicolas Georgiadis am Spitzenbrett gegen Fabiano Caruana. Überhaupt war es sehr löblich, daß die Top-Großmeister im Kader von Baden-Baden nach ihrer Pflichterfüllung gegen Hockenheim nicht über Nacht abgereist waren. Auch ihr B-Team hätte einen unproblematischen Sieg einfahren können. Daß der Griesheimer Spitzenspieler dem Weltranglisten-Zweiten einen halben Punkt abnehmen konnte, war zumindest ein kleiner Trost. Dabei stand Caruana mit Schwarz gegen den jungen Schweizer lange auf Gewinn, aber dieser wehrte sich nach Kräften, und als der Amerikaner schließlich einsehen mußte, nicht gewinnen zu können, bot er Remis an, was Georgiadis, ohne lange zu überlegen, annahm. Dabei besaß er durchaus die vorteilhaftere Endspielposition, aber wohl nicht mehr die Nerven, sie auszureizen.

Spannender verlief das Nachbarschaftsduell zwischen Hockenheim und Speyer-Schwegenheim. Möglicherweise waren die Starspieler des Gastgebers noch ausgelaugt vom Vorrundenduell gegen Baden-Baden, denn weder Evgeny Tomashevsky noch Nikita Vitiugov oder Baadur Jobava konnten an den Spitzenbrettern gegen deutlich schwächere Kontrahenten mehr als ein Remis herausholen. Eine Niederlage war dennoch nicht zu befürchten, da Hockenheim an den beiden Schlußbrettern dank Alexander Moiseenko und David Baramidze die Oberhand behielt und David Howell den dritten Punktgewinn zum schlußendlichen 5:3-Sieg beisteuerte. Aufsteiger Speyer-Schwegenheim verlor zwar beide Begegnungen des Spielwochenendes, aber Luca Shytaj, der Ehemann der deutschen Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz, holte für sein Team dennoch zwei volle Punkte: zunächst gegen Robert Baskin am Vortag und schließlich gegen den Hockenheimer Ivan Saric.

Daß es im Spielort Aachen voll zur Sache ging, erklärt sich leicht. Die vom Abstieg bedrohten Teams mußten punkten. Zum Leidwesen der Hamburger hatte sich dies der Gastgeber auf die Fahne geschrieben und konnte so einen knappen 4,5:3,5-Sieg einfahren. Ein wenig Glück ist jedem Erfolg beigemischt, und hilfreich war wohl auch, daß die Hanseaten etliche Chancen ungenutzt ließen. Am Aachener Spitzenbrett konnte sich der Peruaner Julio Ernesto Granda Zuniga gegen Nils Grandelius durchsetzen, und am dritten Brett profitierte der junge Holländer Jorden van Foreest davon, daß Rasmus Svane nicht voll auf der Höhe war. Für Hamburg punktete lediglich Thies Heinemann am Schlußbrett gegen Fernando Braga. Ein Bravourstück und Beweis dafür, daß die Mannschaft aus Aachen ganz sicher das Potential für den Klassenerhalt hat.

Den zweiten Sieg des Wochenendes holte sich Bremen gegen Trier. Auch hier war das Ergebnis ebenso knapp, zumal Rolf-Alexander Markgraf die einzige Gewinnpartie der Begegnung errang. Rüdiger Seger war schon in der Eröffnungsphase in eine Verluststellung geraten, die er nicht mehr retten konnte. Für Markgraf, der bislang in der Saison nicht sonderlich glänzen konnte, ein schöner Moment. Lange hat man warten müssen, bis die Bremer nach einem mißglückten 2:6-Saisonstart endlich Fahrt aufnahmen und nunmehr mit 6:6 auf dem Punktekonto auf Platz 8 in der Tabelle stehen. Trier hingen kassierte an diesem Wochenende zwei Niederlagen und befindet sich bedrohlich nahe an der Abstiegszone.

Eigentlich ist es unüblich, daß alle Partien einer Begegnung bis zum Ende ausgekämpft werden - mindestens ein Remis schleicht sich in der Regel immer ein. Nicht jeder Spieler hat immer Lust, aufs Äußerste zu gehen. Das Treffen SF Berlin gegen Schwäbisch Hall war solch ein seltener Fall ohne Remisbeimischung. An allen acht Brettern wurde ein Sieger ermittelt. Glück für Schwäbisch Hall, daß seine Akteure fünf Sieger stellten. So verwerteten Maxim Matlakov gegen Kacper Piorun, Maxim Rodshtein gegen Hrant Melkumyan sowie Viktor Laznicka gegen Martin Krämer ihren Endspielvorteil. Für weitere Haller Siege sorgten Peter Michalik und Mathias Womacka, während Berlin durch Aleksander Mista und an den beiden Schlußbrettern durch Peter Schreiner und Marco Baldauf erfolgreich war. Die kämpferische Einstellung seiner Spieler bescherte Schwäbisch Hall einen komfortablen 5. Platz in der Tabelle. Auf Rang 9 rutschten dagegen die Schachfreunde aus Berlin ab.

Einen Freischlag verschaffte sich derweil Gastgeber Dresden. Nach dem wenig erfreulichen 4:4 vom Vortag gegen SF Berlin, langten die Sachsen gegen das zweite Berliner Team SK König Tegel ordentlich hin und ließen beim 6,5:1,5-Sieg keine Zweifel offen. Dresden ließ nur drei Remisen zu. Elisabeth Pähtz gelang dabei gegen Mladen Muse in kritischer Position ein schöner Abschluß gegen den schwarzen König. Mit Rang 6 in der Tabelle hat Dresden keine Abstiegssorgen mehr, während die Hauptstädter auf dem vorletzten Tabellenplatz dafür Gründe genug haben.

Mülheim gelang gegen die MSA Zugzwang München ein auf dem Papier deutlicher 5,5:2,5-Sieg, aber das Team von der Ruhr hatte dabei an einigen Brettern durchaus Fortune. Bei alledem hatte Mühlheim bei seinen bisherigen fünf Siegen in der Liga nur leichte Gegner aus der unteren Tabellenhälfte gehabt. Die Bewährung steht noch aus.

Ein Wort noch zu Solingen, dem amtierenden Meister und hartnäckigsten Verfolger des Tabellenführers Baden-Baden. Nach dem klaren 6:2-Sieg über Bayern München liegt Solingen bei gleicher Punktzahl, aber zwei Brettpunkten weniger, hinter den Kurstädtern auf Platz 2. Nach der Winterpause geht es in der Liga mit den Duellen zur 7. und 8. Runde am 18. und 19. Februar weiter. Gastgeber werden Zugzwang München, Dresden, Griesheim und Baden-Baden sein. Solingen trifft dann auf die starken Teams aus Dresden und Schwäbisch Hall. Wie heißt es so schön: Noch ist alles offen.


Runde 6, am 4.12.2016

SV Werder Bremen - SG Trier 4,5:3,5

Areshchenko, Alexander - Erdos, Viktor 0,5:0,5
Bluebaum, Matthias - Lupulescu, Constantin 0,5:0,5
Edouard, Romain - Parligras, Mircea-Emilian 0,5:0,5
Hracek, Zbynek - Bobras, Piotr 0,5:0,5
Nyback, Tomi - Cyborowski, Lukasz 0,5:0,5
Babula, Vlastimil - Jaracz, Pawel 0,5:0,5
Markgraf, Rolf-Alexander - Seger, Ruediger 1:0
Meins, Gerlef - Kolbus, Dietmar 0,5:0,5


Hamburger SK - DJK Aachen 3,5:4,5

Grandelius, Nils - Granda Zuniga, Julio Ernesto 0:1
Kempinski, Robert - Iturrizaga Bonelli, Eduardo 0,5:0,5
Svane, Rasmus - van Foreest, Jorden 0:1
Huschenbeth, Niclas - Donchenko, Alexander 0,5:0,5
Hansen, Sune Berg - Nijboer, Friso 0,5:0,5
Ernst, Sipke - Dambacher, Martijn 0,5:0,5
Lampert, Jonas - Swinkels, Robin 0,5:0,5
Heinemann, Thies - Braga, Fernando 1:0


OSG Baden Baden - SV Griesheim 7,5:0,5

Caruana, Fabiano - Georgiadis, Nicolas 0,5:0,5
Vachier-Lagrave, Maxime - Krassowizkij, Jaroslaw 1:0
Anand, Viswanathan - Tazbir, Marcin 1:0
Svidler, Peter - Jarmula, Lukasz 1:0
Wojtaszek, Radoslaw - Walter, Stefan 1:0
Kasimdzhanov, Rustam - Grimm, Julius 1:0
Bacrot, Etienne - Nothnagel, Holger 1:0
Naiditsch, Arkadij - Nothnagel, Marian Can 1:0


Speyer-Schwegenheim - SV Hockenheim 3:5

Neiksans, Arturs - Tomashevsky, Evgeny 0,5:0,5
Horvath, Adam - Vitiugov, Nikita 0,5:0,5
Ruck, Robert - Jobava, Baadur 0,5:0,5
Nemeth, Miklos - Howell, David 0:1
Kovacs, Gabor - Buhmann, Rainer 0,5:0,5
Shytaj, Luca - Saric, Ivan 1:0
Csonka, Attila Istvan - Moiseenko, Alexander 0:1
Theel, Thomas - Baramidze, David 0:1


Schachfreunde Berlin - SK Schwäbisch Hall 3:5

Melkumyan, Hrant - Rodshtein, Maxim 0:1
Piorun, Kacper - Matlakov, Maxim Sergeev 0:1
Kraemer, Martin - Laznicka, Viktor 0:1
Mista, Aleksander - Le Roux, Jean-Pierre 1:0
Sprenger, Jan Michael - Michalik, Peter 0:1
Jakubowski, Krzysztof - Womacka, Mathias 0:1
Schreiner, Peter - Raykhman, Alexander 1:0
Baldauf, Marco - Zpevak, Pavel 1:0


SK König Tegel - USV Dresden 1,5:6,5

Stern, Rene - Eljanov, Pavel 0,5:0,5
Rabiega, Robert - Almasi, Zoltan 0:1
Richter, Michael - Nisipeanu, Liviu-Dieter 0:1
Moreno Tejera, Emilio - Gajewski, Grzegorz 0:1
Muse, Mladen - Paehtz, Elisabeth 0:1
Bruedigam, Martin - Maiwald, Jens-Uwe 0,5:0,5
Fruebing, Stefan - Tischbierek, Raj 0,5:0,5
Muse, Drazen - Hoffmann, Paul 0:1


FC Bayern München - SG Solingen 2:6

Bischoff, Klaus - Ragger, Markus 0:1
Fedorovsky, Michael - Predojevic, Borki 0,5:0,5
Dragnev, Valentin - Smeets, Jan 0:1
Johansson, Linus - Nikolic, Predrag 0,5:0,5
Lindgren, Philip - Naumann, Alexander 0,5:0,5
Schenk, Andreas - Handke, Florian 0:1
Reich, Thomas - Andersen, Mads 0,5:0,5
Gretz, Denis - Wegerle, Joerg 0:1


MSA Zugzwang - SV Mülheim Nord 2,5:5,5

Bromberger, Stefan - Fridman, Daniel 0,5:0,5
Kindermann, Stefan - Landa, Konstantin 0:1
Schramm, Christian - Berelowitsch, Alexander 0:1
Zysk, Robert - Levin, Felix 0,5:0,5
Gerigk, Erasmus - Feygin, Michael 0:1
Hoffmeyer, Falk - Zelbel, Patrick 0,5:0,5
Eichler, Christoph - Saltaev, Mihail 0,5:0,5
Lammers, Markus - Dinstuhl, Volkmar 0,5:0,5


 Stand nach der 6. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden Baden
SG Solingen
SV Hockenheim
SV Mülheim Nord
SK Schwäbisch Hall
USV Dresden
Hamburger SK
SV Werder Bremen
Schachfreunde Berlin
SG Trier
DJK Aachen
Speyer-Schwegenheim
FC Bayern München
SV Griesheim
SK König Tegel
MSA Zugzwang
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
12
12
10
10
9
6
6
6
5
4
4
4
3
2
2
1
36,5
34,5
30  
28  
28,5
25  
25  
24,5
25  
22,5
21,5
19  
18  
16  
15,5
14,5

7. Dezember 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang