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INTERNATIONAL/381: Brasilien gefährlichstes Land für Umweltaktivist*innen (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Brasilien / Lateinamerika
Brasilien gefährlichstes Land für Umweltaktivist*innen

Von José Díaz


(Lima, 1. Mai 2019, servindi) - Die Situation für Umweltaktivist*innen in Lateinamerika wird zunehmend unsicherer. In den letzten zehn Jahren wurden in Lateinamerika insgesamt 1.179 Angriffe auf Umweltaktivist*innen verzeichnet. Das legt eine kürzlich erstellte Studie offen. Die Liste der gefährlichsten Länder für Umweltschützer*innen wird von Brasilien angeführt, gefolgt von Mexiko. Bislang wurde in nur 50 dieser Fälle ein Urteil gesprochen.

Besonders kritisch ist in der Region die Situation in Brasilien. Seit der rechtsextreme Jair Bolsonaro die Präsidentschaft übernommen hat, befindet sich das Land in unruhigen Zeiten. Dazu kommt die Tatsache, dass Brasilien das gefährlichste Land ist, um sich für den Umweltschutz einzusetzen.

Laut einer kürzlich erstellten Studie [1] mit dem Titel "Land der Widerständigen" (Tierra de resistentes) wurden im letzten Jahrzehnt insgesamt 1.179 Angriffe auf Aktivist*innen verzeichnet, die die Wälder und Wasserquellen verteidigt haben. Mit 754 Übergriffen ist Brasilien das Land mit den meisten erfassten Vorfällen, gefolgt von Mexiko mit 222 und Kolumbien mit 180. Bolivien ist mit nur 18 Fällen das Land mit den wenigsten registrierten Angriffen.

Die Studie wurden in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guatemala, Mexiko und Peru erstellt und mit Mitteln der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ finanziert, in Zusammenarbeit mit der Deutsche Welle Akademie (DW) und der Redaktionsleitung der Nachrichtenagentur EFE. "Als wir entschieden haben, dass es sich hier um ein Menschenrechts-Thema handelt, welches auch soziale Aktivist*innen betrifft, haben wir die Listen der UN hinzugezogen. Fünf der Länder, die Teil dieses Projektes sind, stehen an den ersten Stellen, was die Anzahl der Ermordungen von sozialen Aktivist*innen angeht", erklärte Dora Montero, Vorsitzende der Redaktionsleitung der Nachrichtenagentur EFE.


Indigene in Gefahr

Bei Angriffen auf indigene und Afro-Gemeinden wurden 177 Angriffe verzeichnet. Auch hier ist Brasilien mit 35 Angriffen das Land mit der höchsten Anzahl von Übergriffen in den letzten fünf Jahren. In Mexiko sind im gleichen Zeitraum 30 Angriffe gezählt worden. Dort war die ethnische Gruppe der Nahua in den vergangenen Jahren besonders betroffen.

"Zielscheibe von 56 Prozent der Gewalttaten waren ethnische Minderheiten. Dies zeigt, dass die Gebiete von Indigenen und Afros besonders im Zentrum solcher kriminellen Interessen stehen", so der Bericht. Ein weiteres alarmierendes Detail des Berichtes ist, dass von den 1.179 im letzten Jahrzehnt verzeichneten Angriffen nur 50 mit einem rechtskräftigen Urteil endeten. In 274 weiteren Fällen wird noch ermittelt. Das ist ohne Zweifel ein klarer Hinweis auf die Straflosigkeit, die meistens auf die Aggressionen gegenüber den Umweltaktivist*innen in Lateinamerika folgt.


Anmerkung:
[1] https://colombiacheck.com/especiales/tierra-resistentes/es-co/


URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/brasilien-gefaehrlichstes-land-fuer-umweltaktivistinnen/


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https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2019

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