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INTERNATIONAL/311: Mexiko - Mord statt Tarifverträge. Torex Gold will weiter machen (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Mexiko
Mord statt Tarifverträge - Torex Gold will weiter machen

Von Nina Aretz


(Berlin, 8. Februar 2018, npl) - Seit dem 3. November 2017 befinden sich die Minenarbeiter*innen der Mine Media Luna in Cocula, Guerrero im Streik, um gegen die Entlassung von 600 Arbeiter*innen zu protestieren. Diese hatten sich der Bergbaugewerkschaft SNTMMSSRM (Sindicato de Trabajadores Mineros, Metalúrgicos y Similares de la República Mexicana) angeschlossen, da sie sich von dem unternehmerfreundlichen, größten mexikanischen Gewerkschaftsbund CTM (Confederación de Trabajadores Mexicanos) nicht vertreten fühlten. Die Minenarbeiter*innen forderten einen Tarifvertrag mit geregelten Arbeitszeiten und fairen Löhnen, so wie es die Bergbaugewerkschaft schon häufig mit anderen kanadischen Unternehmen ausgehandelt hat.

15 Tage nach Streikbeginn, am 18. November 2017, wurden die Brüder Víctor und Marcelino Sahuanitla Peña an einem Streikposten, der der Leitung der Mine den Zugang verwehren sollte, von Unbekannten ermordet. Am 24. Januar dieses Jahres traf es dann den politischen Aktivisten und Ex-Minenarbeiter Quintín Salgado [1]. Er wurde von einer Gruppe Bewaffneter erschossen. Alle drei Morde schreibt die Bergbaugewerkschaft dem Unternehmen Torex Gold und ihren Handlangern des CTM zu.


Bergbaugewerkschaft fordert die Aufklärung der Morde

In einem offenen Brief [2] vom 1. Februar 2018 wenden sich drei Gewerkschaftsvertreter an den Arbeitsminister Roberto Rafael Campa Cifrián und fordern die Aufklärung der drei Morde. Sie klagen außerdem die Einmischung von Torex Gold in die freie Wahl der gewerkschaftlichen Organisierung an sowie die Weiterführung der Minenausbeutung um jeden Preis: "Das Unternehmen möchte die Mine wieder öffnen, ohne dass die Verbrechen gegen die drei Kumpel oder die anhaltende militärische und polizeiliche Gewalt geklärt ist ... Ohne Frieden und Ordnung, ohne Arbeits- und Bürgerrechte möchte das Unternehmen zur Normalität und zur Produktion zurückkehren."


Weitere Forderungen der Bergbaugewerkschaft

Die Bergbaugewerkschaft fordert neben der Aufklärung der Morde sowie der Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit und Frieden in der Mine und Umgebung auch den Rückzug der bewaffneten CTM-Mitglieder. Im Brief fordern sie ein Treffen mit dem Unternehmen im Beisein von Amtsträger*innen, damit die angegebenen Konditionen anerkannt werden und eine Lösung vereinbart wird. Sie verlangen die Absetzung des vom Ministerium für Arbeit Abgeordneten Felipe de Jesús Delgadillo Blanco, wegen der Diffamierung der Gewerkschaft und offensichtlicher Korruption. Das vom Arbeitsminister Campa Cifrián einberufene Treffen mit den Gewerkschaftern und Minenarbeiter*innen für den 29. Januar hat nicht stattgefunden. Ein neuer Termin wurde bisher nicht angeboten. Torex Gold gibt an, den Goldabbau in der Mine Media Luna Ende Februar wieder aufnehmen zu wollen.

Video-Tipp zu weiteren sozialen und umweltlichen Auswirkungen der Mine Media Luna: Forbes-Dokumentation "Torex Gold, las dos caras de Minera Media Luna." [3]


Anmerkungen:
[1] https://www.npla.de/poonal/das-jahr-faengt-nicht-gut-an-verschwundene-und-ermordete-in-mexiko/
[2] http://www.paginaciudadana.com/torex-gold-esta-por-la-impunidad-y-ctm-es-complice/
[3] https://www.youtube.com/watch?v=gP5bMUZGYbk


URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/mord-statt-tarifvertraege-torex-gold-will-weiter-machen/


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2018

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