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KIRCHE/903: Deutsche Bischofskonferenz gratuliert Papst Benedikt XVI. (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 17.04.2007

Deutsche Bischofskonferenz gratuliert Papst Benedikt XVI.


Die deutschen Bischöfe haben Papst Benedikt XVI. zum 5. Jahrestag seiner Wahl gratuliert. In einem Glückwunschbrief schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, dass die katholische Kirche in Deutschland dem Papst dankbar für dessen selbstlosen Einsatz und die Leitung der universalen Kirche sei. "Auch wenn wir derzeit schwere Zeiten erleben, dürfen wir nicht kleinmütig werden. Wir danken Ihnen für Ihre Mut machenden Worte, die ein Zeugnis des lebendigen Glaubens an unseren Herrn sind", so Erzbischof Zollitsch. Weiter schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: "Seien Sie versichert, dass die Kirche in Deutschland auch die kommenden Jahre Ihres Pontifikats im Gebet und mit voller Unterstützung begleiten wird. Sie dürfen sich unserer uneingeschränkten Solidarität sicher sein."

Zum Jahrestag der Wahl von Papst Benedikt XVI. hat Erzbischof Zollitsch in der italienischen Ausgabe des L'Osservatore Romano eine Würdigung auf den Papst geschrieben. Wir fügen den Originaltext in deutscher Sprache bei.


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Gastbeitrag des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, für die italienische Ausgabe des L'Osservatore Romano zum Jahrestag der Wahl von Papst Benedikt XVI.

"Sich von Jesus Christus führen lassen, damit er selbst die Kirche führt"

Papst Benedikt XVI. zum 5. Jahrestag seiner Wahl

Von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch


Wenn sich am 19. April zum fünften Mal die Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst jährt, ist dieser Tag für viele Anlass, Rückblick und Ausblick zu halten: Rückblick, der mit einer Papstwahl beginnt, die in vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Wahl von bedeutender historischer Tragweite war. Denn seit 482 Jahren ist Papst Benedikt XVI. der erste Kardinal deutscher Herkunft auf dem Stuhl Petri. Zugleich ist er der erste neue Papst des 21. Jahrhunderts - einer Epoche, die von großen gesellschaftspolitischen Umwälzungen, enormen wissenschaftlichen Entwicklungen und einem raschen Zusammenrücken der Menschheitsfamilie geprägt ist. Dienst und Aufgaben des Heiligen Vaters ist es, die Kirche Jesu Christi zu leiten und auf dem Weg in die Zukunft zu führen.

Bereits in seiner Predigt zur Amtseinführung am 24. April 2005 auf dem Petersplatz wies Papst Benedikt darauf hin, was er bei seinem verantwortungsvollen Amt für entscheidend und wesentlich hält: "Gemeinsam mit der ganzen Kirche auf Wort und Wille des Herrn zu lauschen und sich von ihm führen zu lassen, damit er selbst die Kirche führe in dieser Stunde unserer Geschichte." In dieser inneren Haltung und mit großem Gottvertrauen folgt er dem Ruf des Auferstandenen, als "demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn" seinen Dienst zu tun - im hoffenden Wissen, dass Christus selbst jedem Augenblick des Lebens seinen Halt und Wert schenkt.

Was diese Perspektive für uns Christen bedeutet, hat Papst Benedikt in seinen beiden ersten Enzykliken "Deus Caritas Est" und "Spe Salvi" theologisch entfaltet, spirituell gedeutet und für die Pastoral erläutert. Es geht ihm um die grundlegenden Haltungen des Christen in unserer Welt: der Liebe und der Hoffnung. Sie, die in Gott ihren Ursprung haben, sind der Maßstab für unser Leben und Zusammenleben. Wo Gott, wo die Liebe und Hoffnung, nicht mehr vorkommen, wo sie vergessen und verdrängt werden, breitet sich der Frost des Egoismus aus, da wächst die Gefahr der Selbstüberschätzung und man schafft sich seine eigenen Götter wie die Israeliten einst das goldene Kalb (Ex 31, 18 - 33, 6).

Was dies für unsere Zeit an Gefahren bedeutet macht Papst Benedikt unermüdlich deutlich. Er ist ein Meister der genauen Analyse und differenzierten Argumentation. Er hat die wertvolle Gabe, mit großer Klarheit und scharfem analytischen Verstand die Zeichen der Zeit zu erkennen, sie zu deuten und mit der Botschaft des Evangeliums zu verbinden. Mit einem feinen, sicheren Gespür weist er gerade auch auf die modernen Gefährdungen des menschlichen Lebens hin, die sich etwa hinter der Globalisierung und Fortschrittsgläubigkeit verbergen. Dazu gehört auch die Gefahr eines ungezügelten Kapitalismus genauso wie die vielfachen Bedrohungen durch einen scheinbar grenzenlosen Machbarkeitswahn auf dem Gebiet der Bio-Technologien.

Es ist in diesem Zusammenhang konsequent, wenn der Papst in seiner ersten Sozialenzyklika "Caritas in Veritate" auch die Globalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen mit den "Augen der Liebe" sieht und beurteilt und aus deren Geist Anregungen zu ihrer Bewältigung gibt. Die Liebe, und wir dürfen hinzufügen: die Hoffnung, sind die grundlegenden Voraussetzungen, um Gerechtigkeit und Gemeinwohl realisieren zu können.

Damit wird einmal mehr deutlich: Papst Benedikt schenkt uns ein geistliches Pontifikat, das von theologischer Tiefe geprägt ist. Wir schauen dankbar auf ihn, der ein großer Theologe unserer Zeit ist und der eine profunde Kenntnis der Väter in die Reflexion heutiger Fragen einbringt. In all seine theologischen Beiträgen während seines Pontifikats macht uns Benedikt XVI. deutlich, worum es ihm geht: die innere Verbindung und Verbundenheit von Glaube und Vernunft - und die Religionsfreiheit eines jeden Menschen.

Wie sein Vorgänger, ist er ein politisch wacher Papst, der in öffentlichen Debatten Stellung bezieht, der auch gegenüber den Mächtigen der Welt feste moralische Standards zur Geltung bringt. Ein charakterisierendes Kennzeichen seines Pontifikats ist zweifellos sein eindeutiges Eintreten für die Unverletzlichkeit der Menschenwürde und die Achtung der fundamentalen Menschenrechte. Papst Benedikt ist ein entschiedener Kämpfer für eine "Kultur des Lebens", in der die von Gott geschenkte Würde und die Grundrechte jedes einzelnen Menschen respektiert werden - von der Zeugung bis zum Tod. Auch bei offiziellen Besuchen und öffentlichen Ansprachen versteckt er sich nicht hinter diplomatischen Floskeln und vorsichtigen Formulierungen. Unvergessen ist etwa seine Rede vor den Vereinten Nationen, in der er die Religionsfreiheit als grundlegendes Menschenrecht einforderte, das nur im lebendigen Dialog realisiert werden könne: "Der Dialog sollte als das Mittel erkannt werden, durch das die verschiedenen Teile der Gesellschaft ihre Sichtweise artikulieren können und durch das sie einen Konsens um die die einzelnen Werte und Ziele betreffende Wahrheiten herum aufbauen können." Sein Zeugnis ist eindeutig, auch wenn er damit in einer oft nur vordergründig aufgeklärten und vermeintlich liberalen Gesellschaft auf Unverständnis stößt und manchmal durchaus heftigen Widerspruch hervorruft.

Papst Benedikt XVI. sucht ganz bewusst den Dialog, auch zu den anderen Religionen. Religion darf nicht Anlass von Hass und Gewalt sein und nicht zu politischen Zielen missbraucht werden, hieß seine eindringliche Botschaft beim Besuch in der großen Moschee von Amman. Und auch mit dem Judentum weiß sich Benedikt XVI. tief verbunden, allen Wirren um die Williamsonaffäre zum Trotz. Und gerade wir Deutschen sind dem Papst zutiefst dankbar für seine klaren Worte anlässlich des Besuchs im Vernichtungslager Auschwitz, die Benedikt XVI. in großer Demut zeigten: "An diesem Ort des Grauens, einer Anhäufung von Verbrechen gegen Gott und den Menschen ohne Parallele in der Geschichte, zu sprechen, ist fast unmöglich." So auch später bei seinem Besuch in Israel, wo er in Tel Aviv und Yad Vashem der 6 Millionen Opfer des Holocaust gedachte und jede Form des Antisemitismus als inakzeptabel verurteilte.

Die vergangenen fünf Jahre zeigen mehr als deutlich: Der Heilige Vater steht mitten im Leben und das Papstamt fordert den Menschen ganz. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit seinen Fähigkeiten und Begabungen, aber auch mit seinen menschlichen Grenzen kann ihm nur dann gerecht werden, wenn er von der Kraft des Heiligen Geistes getragen ist, wenn er täglich neu auf "Wort und Wille Jesu Christi lauscht und sich von ihm führen lässt". So ist Papst Benedikt ein Mann des Gebets und der geistlichen Besinnung. Denn der Nachfolger Petri kann sein schweres Amt nur ausfüllen, wenn er sich im Gebet mit Jesus Christus als dem eigentlichen Herrn der Kirche verbunden weiß und immer wieder seine Nähe sucht. Hier in der Liebe zum Auferstandenen findet er Kraft und schöpft er Hoffnung. Nur so ist ihm möglich ist, was Menschen sonst überfordern müsste. Auch wenn es dunkle Stunden in unserer Kirche gibt, so ist doch jeder Moment in diesem Pontifikat wertvoll, die aus der vollen Kraft des Herrn lebt und deshalb hoffnungsgeprägt ist, wie es der Papst selbst gesagt hat. In diesem Sinne: Danke, Heiliger Vater!


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 065 und 065a vom 18. April 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010