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KIRCHE/602: Ökumene in Irland - Lutherische Gemeinde im Aufwind (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 19.05.2008

Ökumene in Irland - Lutherische Gemeinde im Aufwind

Ratsvorsitzender spricht in Dublin zum Thema Menschenrechte


Offen, kreativ und sehr lebendig habe er die Lutherische Kirche in Irland bei seinem Besuch erlebt, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Montag, 19. Mai, in Dublin. Eine dreiköpfige Rats-Delegation ist noch bis Dienstag früh zu Begegnungen mit Vertretern der deutschsprachigen Lutherischen Kirche und ökumenischen Partnern in Irland. Huber zeigte sich besonders beeindruckt von der Vielfalt der im Kirchenvorstand der Gemeinde aktiven Ehrenamtlichen. Der Gottesdienst, den die Delegation am Sonntag in der St. Finianskirche habe mitfeiern können und das anschließende Gespräch, zählten für ihn zu den Höhepunkten der Reise.

Die Zahl der evangelischen Christen in Irland hat sich in den vergangenen Jahren fast verdoppelt: Waren es 2002 noch rund 3.000, so ist diese Zahl in den Jahren des irischen "Wirtschaftswunders" bis 2006 auf mehr als 5.200 angestiegen. Einen Großteil dieses Wachstums machen junge Berufstätige aus, die aufgrund günstiger Arbeitsbedingungen nach Irland gekommen sind. "Ich bin 29 Jahre alt, bin seit siebeneinhalb Jahren in Irland und leite eine kleine Baufirma" - so stellt sich zum Beispiel Yvonne Rißmann vor, die Mitglied im Kirchenvorstand ist. Sie ist in der Gemeinde besonders aktiv in der Arbeit mit jungen Erwachsenen. "Manchmal habe ich den Eindruck, ich bin öfter hier im Gemeindehaus als bei mir im Wohnzimmer", lacht die junge Frau. Es sei deutlich, so der Ratsvorsitzende, dass es der ursprünglich deutschstämmigen lutherischen Gemeinde in Dublins Zentrum gelungen sei, sich zu einem interessanten und hilfreichen Anlaufpunkt für evangelische Einwanderer nach Irland zu entwickeln. Die Gespräche mit den Erzbischöfen der anglikanischen und der römisch-katholischen Kirche spiegelten die hohe Wertschätzung, die die Gemeinde als lutherische Kirche in Irland mit ihrem Pfarrerehepaar Corinna und Joachim Diestelkamp erlangt hätten.

Besonders vor dem Hintergrund von Irlands leidvoller Geschichte seien solche ökumenischen Partnerschaften von enormer Bedeutung. Godfrey O'Donnell, rumänisch-orthodoxer Vorsitzender des Dubliner Kirchenrates erklärte anlässlich des Besuches der EKD-Ratsdelegation, dass die Ökumene ein elementarer Bestandteil des christlichen Auftrags sei. Der anglikanische Erzbischof von Dublin, John Neill betonte, dass die Verbindungen zwischen der Church of Ireland und der EKD vertieft werden müssten.

In einem Vortrag zum Thema Menschenrechte im Dubliner Trinity College sagte der Ratsvorsitzende am Montagvormittag, die Aussöhnung der Konfessionen in Irland trage zur Glaubwürdigkeit des gemeinsamen christlichen Zeugnisses in Europa bei. Evangelische und katholische Christen haben in Deutschland für die Überwindung der Gewalt in Nordirland gebetet: "Wir sind Gott dankbar, dass es vor zehn Jahren gelungen ist, das Karfreitagsabkommen von Belfast zu unterzeichnen", mit dem ein Ende des jahrzehntelangen Konfliktes erreicht worden sei.

Huber würdigte in dem Vortrag auch den Umgang der chinesischen Staatsführung mit den Folgen der Erdbebenkatastrophe in der Provinz Sichuan. Es entstehe der Eindruck, dass das Wohl der Menschen derzeit eine höhere Priorität gewinne als die Selbstwahrnehmung Chinas als einer Nation, die auf die internationale Staatengemeinschaft nicht angewiesen ist. Zu hoffen sei, dass in den Ausläufern jener erschütternden Katastrophe bereits das Gesicht eines neuen China aufscheine. Zugleich dürften weder wirtschaftliche, politische oder sportliche Interessen die internationale Gemeinschaft daran hindern, Menschenrechtsverletzungen mit deutlichen Worten anzusprechen. "Es steht jeder Nation frei, durch den Boykott der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ein Zeichen zu setzen."

Hannover/Dublin, 19. Mai 2008
Pressestelle der EKD
Silke Römhild

Der Vortrag des Ratsvorsitzenden ist im Wortlaut nachzulesen unter:
http://www.ekd.de/vortraege/080519_huber_dublin.html


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Quelle:
Pressemitteilung 124/2008 vom 19.05.2008
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2008