EDITORIAL/047: Alt ... (zum "Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen" am 15.6.2017) (SB)

Wochendruckausgabe 47 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 17.06.2017

Foto: © 2013 by Schattenblick

Alt ...
(Zum "Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen" am 15.6.2017)

Als erwachsen, groß geworden, in diversen Fertigkeiten entwickelt und im Wissen um die Dinge erfahren, könnten so oder ähnlich einmal die positiven und gemein integrativen Eigenschaften und Merkmale für die lange bewährten und mithin erfolgreichen Lebensläufe aus dem Blickwinkel unverbrüchlich damit zu verknüpfender Gemeinschaften, Familien, Sippen oder Stämme beschrieben werden, sollte denn die Aufmerksamkeit auf ursprünglich unverzichtbare Werte gefordert sein.

Die Ältestenrede, ihre Weisheit und die Autorität ihres letztgültigen Urteils und Ratschlages, war nicht selten die höchste Instanz und die wichtigste Etappe kollektiver Entscheidungsprozesse in existenziellen, elementaren oder bedeutenden Fragen ursprünglicher Gemeinschaft.

Wenn die Moderne das Alter indessen mit der entgegengesetzten Bedeutung seiner ursprünglichen sozialen Funktion als lebenseingeschränkt und deshalb belastend und nutzlos, ja unbrauchbar für die Allgemeinheit definiert und dem als alt erkannten Menschen gleichzeitig in wachsendem Maße die Beteiligung an den Reichtümern, den Möglichkeiten, den Stärken und den Funktionen ebenso wie ihr Recht, die Aufgaben in ihrer Gesellschaft gleichwertig in Gebrauch nehmen zu dürfen und gewiß zum Vorteile eines jeden fortentwickeln zu können, sprichwörtlich entzogen wird, so ist das ausschließlich jenem bedrängenden Fortschritt der Herrschaft und der Verfügungsgewalt über die gesellschaftlichen Produktionsmittel, also dem innovativen Stand einer fortwährenden Unterdrückungs-, Ausbeutungs- und Versklavungsgeschichte der menschlichen Gesellschaft geschuldet. Das Alter wäre natürlich, wenn auch als gravierender Akzent vielfacher Unterdrückungsmerkmale, dem vertrauten Erscheinungsbild unterworfener Mehrheiten in der menschlichen Geschichte zuzurechnen.

Darum wird keine Emanzipationsbemühung, kein Befreiungskampf und keine soziale Revolution auf die Rehabilitation des Alters und damit zu seiner ursprünglichsten Erfüllung, Bedeutung und Funktion zurück gelangen zu können, verzichten dürfen.

Redaktion Schattenblick

16. Juni 2017