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INTERNATIONAL/332: Ecuador - 116 Tote und Dutzende Verletzte bei Bandenkrieg in Haftanstalt (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Ecuador

Bandenkrieg in Haftanstalt: 116 Tote und Dutzende Verletzte


Fünf Menschen wurden enthauptet. Die Polizei beschlagnahmte Schuss- und Stichwaffen, Mobiltelefone, Drogen und andere verbotene Gegenstände.

(Guayaquil, 29. September 2021, la diaria) - Zum dritten Mal in diesem Jahr kam es in einer Haftanstalt zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Banden. Im Litoral-Gefängnis nordwestlich von Guayaquil sind nach Angaben der Polizei am Dienstagabend 116 Menschen ums Leben gekommen; Dutzende wurden verletzt.


Waffen, Drogen und Handys beschlagnahmt

Nach Angaben der ecuadorianischen Polizei ging es bei der Auseinandersetzung um die Kontrolle über den Zellenblock 5. Hier wurden allein 19 Tote entdeckt. Fünf der Gefangenen wurden enthauptet aufgefunden. Nachbar*innen des Gefängnisses hatten die Ereignisse gefilmt und die Videos ins Netz gestellt. Darauf ist zu sehen, wie Insassen mit Schrotflinten auf Dächern herumlaufen und auf Fenster schießen. Polizeikommandant Fausto Buenaño bestätigte, dass Menschen durch Schusswaffen und Granaten getötet worden seien. Außerdem seien ein Gewehr vom Kaliber 223, eine 9-Millimeter-Pistole, Stichwaffen, Mobiltelefone, Drogen und andere verbotene Gegenstände beschlagnahmt worden. Die Behörden verorten die Verantwortung für die Machtbefugnisse der kriminellen Banden in den Gefängnissen bei den vorherigen Regierungen. Beim Versuch, die Unruhen in den Griff zu bekommen, seien auch zwei Polizisten leicht verletzt worden, so Buenaño weiter; Lebensgefahr bestehe jedoch nicht. "Die beiden Mitglieder der Spezialeinheit wurden von Munitionssplittern im Gesicht getroffen und sofort ins Polizeikrankenhaus gebracht, wo sie behandelt wurden. Sie sind stabil und außer Lebensgefahr".


Bereits über 200 Tote im laufenden Jahr

Auf den verbesserungswürdigen Zustand der Gefängnisse hatte Ex-Präsident Lenín Moreno bereits hingewiesen; vom aktuellen Präsident Guillermo Lasso wurden 75 Millionen Dollar an zusätzlichen Mitteln zur Verbesserung des Gefängnissystems bewilligt, diese wurden jedoch noch nicht investiert. Offiziellen Angaben zufolge gab es in diesem Jahr bereits mehr als 210 gewaltsame Todesfälle in ecuadorianischen Gefängnissen. Bereits im Februar und Juli waren 79 bzw. 22 Menschen bei Bandengefechten zu Tode gekommen.


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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 26. Oktober 2021

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