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INTERNATIONAL/011: Indigene Frauen höchst vergewaltigungsgefährdet - Straffreiheit für weiße Täter (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. März 2011

USA: Indigene Frauen höchst vergewaltigungsgefährdet - Straffreiheit für weiße Täter

Von Haider Rizvi


New York, 2. März (IPS) - Die UN-Sonderberichterstatterin über Gewalt gegen Frauen, Rashida Manjoo, hat den USA in einem neuen Bericht Versagen bei der Verfolgung sexueller Übergriffe auf indigene Frauen und Mädchen in US-amerikanischen Reservationen vorgeworfen. So gehen die Verbrechen, die in 60 bis 80 Prozent aller Fälle von Nicht-Indigenen begangen werden, in der Regel straffrei aus, heißt es in der Untersuchung, die dem UN-Menschenrechtsrat in Genf innerhalb der nächsten drei Monate zugeht.

Ein Drittel aller indigenen Frauen in den USA wird im Verlauf ihres Lebens mindestens ein Mal vergewaltigt, wie Manjoo im Rahmen einer zweiwöchentlichen US-Reise herausfand. Keine andere ethnische Gruppe im Land hat so viele Opfer sexueller Gewalt zu beklagen. Da die Chiefs in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt wurden, Straftaten in den indigenen Territorien zu ahnden, bleiben die Verbrechen meist ungesühnt. Die Natives selbst fühlen sich von den US-Behörden im Stich gelassen.

"Seit 1978 sind wir wie alle anderen indigenen Völker in den USA nicht mehr befugt, nicht-indigene Vergewaltiger und Straftäter strafrechtlich zu verfolgen", berichtet Terri Henry, Ratsfrau der Ostgruppe der Cherokee-Indianer. 1838, als die europäischen Siedler die Cherokees zwangen, ihre Territorien im Süden aufzugeben, starben Tausende von ihnen auf dem Weg nach Oklahoma an den Folgen von Schutzlosigkeit, Hunger und Kälte.

"Wie alle anderen US-Bundesstatuten und Regelungen, die uns Natives betreffen, legalisiert der 'Removal Act' den Tod tausender Cherokee-Kinder, -Frauen und -Männer", so Henry im vergangenen Monat im Gespräch mit Manjoo. Die Gewalt gegen die weibliche Urbevölkerung des Landes werde erst dann ein Ende haben, "wenn die rechtlichen Barrieren beseitigt sind, die den Stammesregierungen die Hände binden".

Den indigenen Gerichten ist lediglich erlaubt, Haftstrafen von bis zu drei Jahren zu verhängen. Sie stehen jedoch in keinerlei Verhältnis zu dem Strafmaß, das Vergewaltiger im US-Bundesstaat North Carolina erwartet. Dort beträgt die Höchststrafe 40 Jahre. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2011