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INTERNATIONAL/008: Papua-Neuguinea - Vergewaltigungen durch Barrick-Gold-Sicherheitspersonal (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Februar 2011

Papua-Neuguinea: Vergewaltigungen durch Barrick-Gold-Sicherheitspersonal

Von Andrea Lunt


New York, 3. Feburar (IPS) - Nach einem jüngsten Bericht der internationalen Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch' (HRW) über die brutale Misshandlung und Vergewaltigung von Frauen durch das Sicherheitspersonal einer Mine des kanadischen Bergbauriesen 'Barrick Gold' in Papua-Neuguinea hat das Unternehmen eine interne Untersuchung eingeleitet. Darüber hinaus löste der Konzern das Arbeitsverhältnis mit den mutmaßlichen Tätern auf und kündigte Verbesserungen der lokalen Sicherheitsstrukturen an.

"Barrick verurteilt diese maßgeblichen Verbrechen aufs Schärfste und wünscht, dass alle verantwortlichen Personen nach papua-guineischem Recht verurteilt werden", heißt es in einer Mittelung des Unternehmens. Die Polizei des pazifischen Inselstaates hat inzwischen drei Personen wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung festgenommen.

HRW und 'MiningWatch Canada' hatten Barrick Gold bereits mehrfach mündlich und schriftlich auf Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Porgera-Mine in der zentralen Hochlandprovinz Enga gewiesen. "Barrick zog es jedoch vor, die Warnungen zu ignorieren", kritisierte die Sprecherin von 'MiningWatch Canada', Catherine Coumans. Sie forderte den Konzern auf, die Opfer zu entschädigen und die Transparenz vor Ort, was Umwelt- und Menschenrechte angeht, zu verbessern.

In einem Bericht vom 1. Februar nimmt HRW auf 94 Seiten Stellung zu den schweren Verfehlungen von Barrick-Gold-Wachleuten. So habe sich die Gewalt meist gegen arme Frauen [gerichtet], die im Umfeld der Mine nach goldhaltigen Gesteinsabfällen Ausschau hielten, heißt es. Ein Opfer berichtete, von sechs Wachleuten vergewaltigt worden zu sein, nachdem ihr ein Täter mit einem Tritt ins Gesicht alle Zähne ausgeschlagen habe.


Forderung nach staatlicher Kontrolle

Angesichts der Vorfälle in Papua-Neuguinea appellierte die Menschenrechtsorganisation Kanada auf, die Bestimmungen für kanadische Unternehmen in Übersee zu verschärfen. Nach Ansicht des HRW-Experten Chris Albin-Lackey zeigen die Übergriffe die Notwendigkeit, die im Ausland tätigen Unternehmen zu kontrollieren. "Der Fall Barrick ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich selbst ein großes, finanziell gut gestelltes und erfahrenes Unternehmen wie Barrick Gold nicht selbst regulieren kann."

Seit der Öffnung der Mine 1990 hat 'Porgera Joint Venture' (PJV), das sich zu 95 Prozent im Besitz von Barack Gold befindet, mehr als 16 Millionen Unzen Gold produziert. Barrick Gold hatte die Mine 2006 vom kanadischen Konzern 'Placer Dome' übernommen.

Die Bergbauarbeiten vor Ort wurden von Anfang an kontrovers diskutiert. Seit vielen Jahren berichten Menschenrechtsaktivisten immer wieder von extralegalen Hinrichtungen und anderen Formen der Gewalt durch das Wachpersonal. Umstritten ist die Mine auch, weil dort jedes Jahr sechs Millionen Tonnen Flüssigabfälle anfallen, die in den nahen Porgera-Fluss eingeleitet werden. Obwohl die Mine dem drittgrößten Inselstaat der Welt wichtige Deviseneinkünfte beschert, leiden die Menschen vor Ort nach wie vor unter Armut und sanitärer Unterversorgung. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.hrw.org/en/reports/2011/02/01/gold-s-costly-dividend-0
http://www.miningwatch.ca/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54327

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 3. Februar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2011