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MELDUNG/841: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Dezember 2018 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 13. Dezember 2018

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Dezember 2018


  • Die deutsche Wirtschaft bewegt sich weiter auf einem Wachstumspfad. Die Konjunktur wird allerdings durch ein schwieriges außenwirtschaftliches Umfeld und zusätzlich durch temporäre Sondereffekte in der Automobilindustrie gedämpft.
  • Die Sondereffekte laufen aber allmählich aus. Ab dem Jahreswechsel ist mit zusätzlichen Impulsen durch die Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen zu rechnen.
  • Die Erzeugung des Produzierenden Gewerbes war im Oktober nach einem leichten Plus in den beiden Vormonaten wieder schwächer. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe stiegen jedoch an. Der Auftragsbestand ist weiterhin sehr hoch. Das Baugewerbe befindet sich in der Hochkonjunktur.
  • Die Einkommen steigen weiter, während sich die Konsumnachfrage der privaten Haushalte leicht abschwächt. Die Stimmung im Handel ist gemischt.
  • Der Arbeitsmarkt ist weiter robust. Die Erwerbstätigkeit erreicht einen neuen Höchststand und die Arbeitslosigkeit sinkt unter 2,2 Millionen Personen. Strukturelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt bestehen dennoch fort.

Die deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt. Der leichte Rückgang der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2018 um 0,2 Prozent war wesentlich auf den Sondereffekt der WLTP-Problematik in der Kfz-Industrie zurückzuführen. [1],[2] Dieser temporäre Sondereffekt wächst sich allmählich aus, ist zu Beginn des vierten Quartals in den Produktionsdaten aber noch deutlich spürbar. Unabhängig davon hat der Gegenwind aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld im Verlauf des Jahres 2018 merklich zugenommen. Die Handelskonflikte, Währungsturbulenzen von Schwellenländern sowie geopolitische Konflikte belasten die Weltwirtschaft und haben die allgemeine Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung erhöht. Durch die Verschiebung der Abstimmung des britischen Parlaments zum Brexit-Abkommen ist das Risiko eines ungeordneten Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union bis auf Weiteres nicht abgewendet. Andererseits wirken ab dem Jahreswechsel zusätzliche konjunkturelle Impulse durch die Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen, wie etwa die steuerlichen Entlastungen durch die Erhöhung des Grundfreibetrag und den Ausgleich der kalten Progression, die Erhöhung des Kindergelds oder das "Starke-Familien-Gesetz". Alles in allem dürfte sich die deutsche Wirtschaft in diesem schwierigeren Umfeld insgesamt gut behaupten. Ihre konjunkturelle Grunddynamik bleibt aufwärtsgerichtet, wenngleich abgeschwächt.

Vom weltwirtschaftlichen Umfeld gehen gedämpfte Impulse aus. Sowohl die industrielle Erzeugung als auch der Welthandel schlossen das dritte Quartal 2018 schwach ab. Der IHS Markit PMI für die globale Industrie lag im November 2018 auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Auch der ifo Index zum Weltwirtschaftsklima gibt für das vierte Quartal 2018 eine verhaltene Stimmung wieder. Aus den Vereinigten Staaten kommen ebenfalls Signale für einen weniger dynamischen Verlauf. Die derzeitige Ballung globaler Risiken belastet in der Summe anscheinend die Wirtschaftsentwicklung. Die internationalen Organisationen gehen in ihren Herbstprognosen von einer gegenüber früheren Einschätzungen abgeschwächten, aber weiterhin merklich aufwärtsgerichteten Entwicklung der Weltwirtschaft aus.

Die gegenwärtig eher gedämpften Signale der Weltwirtschaft spiegeln sich auch in den Zahlen zu den deutschen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen wider. Im Oktober nahmen die Exporte saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen leicht um 1,1 Prozent zu. Im Dreimonatsvergleich sind die Ausfuhren nominal unverändert geblieben. Preisbereinigt könnte es zu einem Rückgang gekommen sein. Die ifo Exporterwartungen haben sich im November zwar leicht verbessert, deuten mit ihrem unterdurchschnittlichen Niveau jedoch nicht auf eine deutliche Belebung der Ausfuhren hin. Die nominalen Importe von Waren und Dienstleistungen erhöhten sich im Oktober saisonbereinigt um 1,9 Prozent. Im Dreimonatsvergleich ergab sich ein Plus von 1,6 Prozent. Auch preisbereinigt dürften sie sich trotz steigender Importpreise noch positiv entwickelt haben. Insgesamt deuten die Indikatoren auf eine verhalten positive Entwicklung der Ausfuhren in den kommenden Monaten hin.

Im Produzierenden Gewerbe ist die Produktion im Oktober nach leichten Anstiegen in den beiden Vormonaten wieder etwas zurückgegangen. Die Erzeugung in der Industrie nahm im Oktober um 0,4 Prozent ab, im Zweimonatsvergleich September/Oktober gegenüber Juli/August stagnierte der Produktionsausstoß. Auch die Produktion im Baugewerbe wurde im Oktober eingeschränkt (-0,3 Prozent), im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich gab es jedoch ein kräftiges Plus von 2,2 Prozent. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nahmen im Oktober um 0,3 Prozent zu, im Zweimonatsvergleich ergab sich ein kräftigeres Plus von 1,4 Prozent. Die in der Tendenz seitwärtsgerichtete Industrieproduktion deutet darauf hin, dass sich die Probleme in der Kfz-Branche bei der Umstellung auf den neuen Testzyklus (WLTP) erst allmählich auflösen. Positive Auftragseingänge, vor allem in der Automobilindustrie, und die wachsende Zahl der nach der neuen Norm zugelassenen Pkw-Typen signalisieren allerdings, dass das Expansionstempo der deutschen Industrie wieder Fahrt aufnehmen wird. Das sehr gute Auftragspolster im Verarbeitenden Gewerbe mit einer Reichweite von 5,6 Monaten gibt Sicherheit. Das Baugewerbe arbeitet nahe seiner Kapazitätsgrenzen, sein Boom dürfte anhalten.

Die gute Entwicklung des Arbeitsmarkts und kräftige Lohnzuwächse sorgen für günstige Rahmenbedingungen für den privaten Konsum. Allerdings ist nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes die Sparquote der privaten Haushalte in den ersten drei Quartalen 2018 um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr angestiegen, was im Gegenzug die Konsumausgaben vor allem im dritten Quartal dämpfte. Auch der Start ins vierte Quartal verlief schleppend, mit Umsatzeinbußen im Einzelhandel von 0,3 Prozent im Oktober. Vor dem Hintergrund der WLTP- Problematik waren die Neuzulassungen von Pkw bei privaten Haltergruppen im dritten Quartal niedriger als in den Vorquartalen. Hier ist aber eine Trendwende eingetreten. Im November nahmen die Neuzulassungen privater Kfz nach dem deutlichen Zuwachs im Oktober (+20,4 Prozent) um weitere 7,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Für eine positive Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten spricht außerdem der Anstieg der Einkommen. Auch die Stimmungsindikatoren zeichnen ein positives Bild.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv. Die Erwerbstätigkeit überschritt im Oktober den Höchstwert von 45,2 Millionen Personen. Saisonbereinigt lag der Zuwachs zum Vormonat mit 37.000 Personen in der Größenordnung der letzten Monate. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm jedoch, anders als in den drei Vormonaten, nur schwach zu. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt in vielen Sektoren sehr hoch, es gibt aber Anzeichen für eine etwas ruhigere Gangart. Die Zahl der Arbeitslosen nahm im November saisonbereinigt um 16.000 Personen ab; in Ursprungszahlen unterschritt sie die Marke von 2,2 Millionen Personen. Damit verringerte sich die Arbeitslosenquote auf 4,8 Prozent. Die Langzeitarbeitslosigkeit geht kontinuierlich zurück, der Vorjahresstand wurde um 11 Prozent unterschritten. Die Stärkung der Wirtschaftskraft strukturschwacher Regionen bleibt eine Herausforderung.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Januar-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich am Ende der 1. Kalenderwoche 2019 auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] Ausführliche Meldung des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2018 vom 23. November 2018.

[2] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 14. Dezember 2018 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter und kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 13. Dezember 2018
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Öffentlichkeitsarbeit, 11019 Berlin
Telefon: 030-186150
E-Mail: info@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2018

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