Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

INTERNATIONAL/065: USA - Unternehmerische Irreführung, Latinos sollen Wasser in Flaschen kaufen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. November 2011

USA: Unternehmerische Irreführung - Latinos sollen Wasser in Flaschen kaufen

von Elizabeth Whitman


New York, 25. November (IPS) - Die Nichtregierungsorganisation 'Corporate Accountability International' (CAI) hat dem Lebensmittelhersteller Nestlé vorgeworfen, mit den Ängsten der Verbraucher vor einer schlechten Qualität des öffentlichen Trinkwassers zu spielen, um mehr Wasser in Flaschen verkaufen zu können. So sei es der Schweizer Firma mit Pepsi und Coca Cola gelungen, durch manipulatives Marketing einen 15 Milliarden US-Dollar schweren Markt für Wasser in Flaschen zu schaffen.

Wasser ist das Blut des Lebens unseres Planeten, doch immer mehr Menschen fehlt Zugang zu sauberem Wasser - heute sind es rund 1,4 Milliarden Menschen. Bis zum Jahr 2025 werden aller Voraussicht nach 1,8 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen die Ressource knapp ist. Zwei Drittel der kompletten Weltbevölkerung - die bis dahin bei acht Milliarden Menschen liegen soll - werden indirekt den Engpass zu spüren bekommen.

Das Problem klingt zunächst simpel: die Menschheit verbraucht zu viel Wasser - durchs Abwaschen, Kochen, Spülen. Aber auch bei der Herstellung von Produkten werden große Mengen an Wasser aufgewendet. Der Weltlandwirtschaftsorganisation FAO zufolge steigt der Wasserverbrauch doppelt so schnell wie das Bevölkerungswachstum. In 60 Prozent der europäischen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern wird Wasser wesentlich schneller verbraucht als es aufbereitet werden kann. Und doch wird auch immer wieder auf ein anderes Problem verwiesen: Dass die meisten Menschen zu wenig Wasser trinken.


Kranwasser im Norden gut

In den Industrienationen ist das Wasser aus der Leitung in der Regel so sauber, dass es trinkbar ist. Häufig ist es sogar gesünder als abgefülltes Wasser. Doch Getränkehersteller wollen auf die Einnahmen durch den Verkauf von Wasser in Flaschen nicht verzichten, so CAI.

Für den Verkauf seiner Wasser-Sparte 'Pure Life' hat Nestlé vor allem die sogenannten Hispanics im Visier - Immigranten und deren Nachkommen aus den lateinamerikanischen Ländern. "Werbung für Pure Life richtet sich vor allem an Latinos, die häufig besonders vorsichtig sind, wenn es um den Genuss von öffentlichem Wasser geht, weil das Trinkwasser in ihrem Heimatland oft ungenießbar ist", so CAI.

Nestlé selbst bestätigt, die Werbung auf Minderheiten und vor allem Hispanics zu fokussieren. "Das ist richtig", sagte Jane Lazgin gegenüber IPS, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit für die Wassersparte von Nestlé Nordamerika. "Pure Life wird von den Hispanics gut angenommen." Aber auch andere Bevölkerungsgruppen würden das Nestlé-Wasser kaufen.

Lazgin zufolge kommt das Wasser für 'Pure Life' aus Wasserquellen, aber auch aus der städtischen Wasserversorgung - sprich: dem Wasserhahn. "Aber wir unterziehen es einem intensiven Reinigungs-Prozess."

Demgegenüber hat eine Untersuchung der 'Environmental Working Group' herausgefunden, dass abgefülltes Wasser sich chemisch kein bisschen von Leitungswasser unterscheidet. Mit Bildern von Bergquellen wird Konsumenten aber vorgegaukelt, es handele sich um reineres und saubereres Wasser als das aus der Leitung. Dabei ist Wasser aus Flaschen bis zu 1.900-mal teurer als einfaches Leitungswasser. (Ende/IPS/jt/2011)


Links:
http://www.fao.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105903

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. November 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2011