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ENERGIE/2239: Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - Zuwanderung lässt Stromverbrauch steigen (idw)


RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 10.11.2016

RWI-Stromspiegel: Zuwanderung lässt Stromverbrauch steigen


Der Zustrom von geschätzt 2,5 Millionen Zuwanderern nach Deutschland bis zum Jahr 2020 könnte zu einem um 0,5% erhöhten Stromverbrauch der privaten Haushalte führen. Dieser Anstieg läuft dem im Energiekonzept der Bundesregierung formulierten Ziel zur Senkung des künftigen Stromverbrauchs zuwider. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle RWI-Stromspiegel auf Basis detaillierter Haushaltsangaben zum Stromverbrauch mehrerer tausend privater Haushalte für das Jahr 2014.

Bis zum Jahr 2020 erwartet die deutsche Bundesregierung die Nettoeinwanderung von 2,5 Millionen Menschen. Die Einwohnerzahl Deutschlands wird sich also um diese Zahl erhöhen. Nach Schätzungen des aktuellen Stromspiegels des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung ergibt sich daraus ein zusätzlicher Stromverbrauch von 649 Mio. Kilowattstunden (kWh). Das entspricht etwa 0,5% des deutschen Haushaltsstromverbrauchs von 130 Mrd. kWh. Dieser Anstieg läuft dem im Energiekonzept der Bundesregierung formulierten Ziel zur Senkung des künftigen Stromverbrauchs zuwider. Es sieht vor, dass der Stromverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 10% gegenüber dem Jahr 2008 reduziert werden soll, bis zum Jahr 2050 sogar um 25%. Hierzu muss auch der Stromverbrauch der privaten Haushalte gesenkt werden. Diese machen etwa ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs aus und sind daher ein wichtiger Ansatzpunkt im Energiekonzept.

Der Schätzung liegt die Annahme zugrunde, dass die Hälfte der Zuwanderer langfristig in Deutschland bleibt und in Haushalten mit vier und mehr Personen in Mehrfamilienhäusern lebt, die einen niedrigen Stromverbrauch von 2 595 kWh haben. Der geschätzte zusätzliche Stromverbrauch in Höhe von 649 Mio. kWh resultiert aus der Multiplikation des Stromverbrauchs von 2 595 kWh mit der angenommenen Zahl von 250 000 zusätzlichen Migrantenhaushalten.

Mehrfamilienhäuser verbrauchen deutlich weniger Strom als Ein- und Zweifamilienhäuser

Für den aktuellen RWI-Stromspiegel haben die Wissenschaftler mehr als 4 500 Angaben zum Stromverbrauch der privaten Haushalte für das Jahr 2014 ausgewertet. Auf Basis der vom RWI gemeinsam mit forsa im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhobenen Daten können Haushalte ihren Stromverbrauch mit dem anderer, gleich großer Haushalte vergleichen. Empirische Studien aus den USA zeigen, dass solche gezielte Informationen zu den Verbrauchswerten vergleichbarer Haushalte dazu beitragen können, dass Haushalte ihren Stromverbrauch senken.

Die Auswertung zeigt, dass Haushalte in Mehrfamilienhäusern deutlich weniger Strom verbrauchen als vergleichbare Haushalte in Ein- und Zweifamilienhäusern. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass der zusätzliche Stromverbrauch eines weiteren Haushaltsmitglieds umso geringer ist, je größer der Haushalt bereits ist.


Der RWI-Stromspiegel stellt mehrfach im Jahr Informationen zum Stromverbrauch privater Haushalte auf Basis von umfangreichen Haushaltserhebungen unter den Haushalten des forsa-Haushaltspanels zur Verfügung. Ziel des RWI-Stromspiegels ist es, privaten Haushalten Vergleichsinformationen zum durchschnittlichen Stromverbrauch anderer, gleich großer Haushalte in ähnlichen Lebensverhältnissen, insbesondere mit ähnlichem Einkommen, zur Verfügung zu stellen. Empirische Studien aus den USA zeigen, dass solche Informationen zu den Verbrauchswerten vergleichbarer Haushalte dazu beitragen können, dass Haushalte ihren Stromverbrauch senken. Weitere Informationen zum RWI-Stromspiegel sind unter www.rwi-essen.de/stromspiegel zu finden.


Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/forschung-und-beratung/tabellen_stromspiegel_1.pdf
(Tabellen zum Stromverbrauch)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution145

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Jörg Schäfer, 10.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2016

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