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ENERGIE/1372: Weltwirtschaftsforum regt globale Einsparungen in Billionenhöhe an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Dezember 2010

Energie: Weltwirtschaftsforum regt globale Einsparungen in Billionenhöhe an

Von Corina Kolbe


Berlin, 7. Dezember (IPS) - Im Kampf gegen den Klimawandel hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) Wege aufgezeigt, um die weltweiten Energiekosten bis zum Jahr 2030 um 26 Billionen US-Dollar zu senken. "Energieeffizienz ist eine Grundvoraussetzung, um die Klimaziele zu erreichen und den steigenden Bedarf zu decken", heißt es in der Studie, die auf der UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún vorgestellt wurde.

Ohne Gegenmaßnahmen drohe sich die Energienachfrage bis 2050 um 40 Prozent zu erhöhen, warnte die gemeinnützige Stiftung, deren Untersuchung von der Regierung Mexikos und dem US-Energieministerium unterstützt wurde. Die CO2-Emissionen würden bis 2020 auf 34,5 Gigatonnen (Gt) und bis 2030 auf 40,2 Gt zunehmen. Um die veranschlagten Energiemengen zu produzieren, wären in den kommenden 20 Jahren Investitionen in Höhe von etwa 26 Billionen Dollar nötig.

WEF verwies auf das Ziel der Vereinten Nationen, den Anstieg der globalen Erdtemperaturen auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) ist diese Vorgabe nur erreichbar, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um 3,8 Gt und bis 2030 um 13,8 Gt gesenkt wird.

Am stärksten wird die Energienachfrage nach Einschätzung des WEF in den Ländern steigen, die keine Mitglieder der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind. 1,5 Milliarden Menschen weltweit hätten nach wie vor keinen Zugang zu Energie. Die große Herausforderung bestehe nun darin, diesen Staaten ihr Recht auf Entwicklung zu garantieren.


Europäische Union als Vorbild

Der Weltenergierat (WEC) lobte in diesem Zusammenhang Europa als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Zwischen 1990 und 2006 sei ein Rückgang des Endenergieverbrauchs um durchschnittlich 40 Prozent je BIP-Einheit (BIP = Bruttoinlandsprodukt) registriert worden. Sollten alle Regionen der Welt Energie so effizient nutzen wie die EU 2006, könnten 420 Millionen Tonnen Kraftstoff-Äquivalent (Mtoe) eingespart und 1,3 Gt CO2 vermieden werden. Die IEA geht davon aus, dass spätestens 2030 jährlich 8,2 Gt CO2-Emissionen vermieden werden

Wie die Studie feststellt, haben sich mehr als 70 Prozent aller Staaten im öffentlichen Sektor bereits Ziele für Energieeffizienz gesteckt und zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, die auch Anreize zum Energiesparen und Subventionen umfassen. Internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Forschungseinrichtungen trugen dazu bei, Schritte in diese Richtung zu unterstützen.

"Der schnellste und einfachste Weg, unsere Kohlendioxid-Emissionen zu verringern, besteht darin, unsere Autos, Wohnhäuser und andere Gebäude energieeffizienter zu machen", zitiert der Bericht den US-Energieminister Steven Chu. Für die Bürger bedeute dies eine Ersparnis, da sie somit weniger für Strom zahlen müssten.

Die WEF-Experten gaben allerdings auch zu bedenken, dass die Privatwirtschaft Energiesparmaßnahmen noch nicht ausreichend umsetzt. Der öffentliche und der private Sektor gingen bisher nicht genügend auf die Bedürfnisse des anderen ein, hieß es. In der Studie wurde daher untersucht, wie diese Kluft zu überbrücken wäre. Definiert wurden drei Bereiche, um die Energieeffizienz ab 2011 zu erhöhen.


Drei Initiativen vorgeschlagen

Zunächst soll in den Ländern mit dem höchsten CO2-Ausstoß ein umfassendes Energiespar-Ökosystem entwickelt werden. Auf einer gemeinsamen Plattform sollen die wichtigsten Akteure aus dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft sowie Experten neue Maßnahmen und Projekte entwerfen.

Im Zusammenhang mit der Plattform schlägt die Studie vor, innerhalb des privaten Sektors Netzwerke in Schlüsselbereichen der Industrie zu schaffen. Diese Initiativen sollen darauf hinarbeiten, im kommenden Jahr gezielte Maßnahmen auszuarbeiten, um die Energieeffizienz der jeweiligen Industriesparten zu verbessern. Als Modell käme die Zement-Nachhaltigkeitsinitiative des Weltgeschäftsrats in Betracht.

Angeregt wird außerdem eine öffentlich-private Initiative, die von Nichtregierungsorganisationen und Forschungszentren koordiniert werden soll. Ziel ist die Harmonisierung internationaler Standards zur Messung von Energieeffizienz.

Die Vorschläge sollen beim WEF-Jahrestreffen in Davos im kommenden Januar diskutiert werden. Die Autoren der Studie hoffen, dass auf der UN-Klimakonferenz in Südafrika Ende 2011 erste Fortschritte präsentiert werden können. (Ende/IPS/ck/2010)


Links: http://www3.weforum.org/docs/WEF_EN_EnergyEfficiency_AcceleratingAgenda_Report_2010.pdf
http://www.weforum.org/en/index.htm
http://unfccc.int/2860.php
http://www.iea.org/


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 7. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010