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ARBEIT/2270: Arbeitskosten - Normalisierung nach lange unterdurchschnittlicher Entwicklung (idw)


Hans-Böckler-Stiftung - 11.03.2014

Arbeitskosten: Normalisierung nach lange unterdurchschnittlicher Entwicklung



Die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft sind nach neuen Daten des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013 um 2,4 Prozent gestiegen. Im dritten Quartal 2013, für das Vergleichsdaten vorliegen, war der Anstieg stärker als in anderen EU-Staaten. Doch dem steht eine langjährige gegenläufige Entwicklung gegenüber. Das zeigt der europäische Arbeitskostenreport des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung*: Von 2000 bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 wuchsen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahresdurchschnitt um lediglich 1,8 Prozent, während es im Mittel der Währungsunion 3 und im Durchschnitt der EU 3,6 Prozent waren. Selbst im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 lag der Anstieg in Deutschland mit 2,2 Prozent geringfügig unter der Entwicklung in Eurozone und EU (je 2,3 Prozent) - trotz zum Teil drastischer Rückgänge in den Euro-Krisenstaaten, die die Durchschnittswerte nach unten ziehen.

Im gesamten Zeitraum zwischen 2000 und 2012 nahmen die Arbeitskosten der deutschen Privatwirtschaft um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr zu. Im Euroraum waren es hingegen 2,8 Prozent und in der gesamten EU 3,2 Prozent. Der gleiche Trend einer lediglich langsamen Annäherung zeigt sich bei den Lohnstückkosten, welche die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Produktivität setzen.

Der stärkere Anstieg der deutschen Arbeitskosten in den vergangenen Jahren sei daher lediglich eine nachholende Normalisierung, betont Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. "Die Arbeitskostenentwicklung spiegelt wider, dass die Löhne endlich wieder etwas stärker steigen. Es wäre gesamtwirtschaftlich positiv, wenn sich diese Entwicklung noch verstärkt", so Horn. Eine durch Lohnzuwächse gestützte stärkere Binnennachfrage trage dazu bei, das Wirtschaftswachstum in Deutschland auf eine breitere Basis zu stellen und die nach wie vor erheblichen Ungleichgewichte im Euroraum zu reduzieren. "Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist trotz etwas höherer Arbeitskosten nach wie vor sehr groß, wie nicht zuletzt die Rekordüberschüsse im vergangenen Jahr gezeigt haben."

Alexander Herzog-Stein, Heike Joebges, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: Arbeitskostenentwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Arbeits- und Lohnstückkosten in Europa in 2012 und im 1. Halbjahr 2013, IMK Report Nr. 88, Dezember 2013

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, Rainer Jung, 11.03.2014
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2014